Unsere ältere Tochter bemüht sich derzeit durch Lautstärke die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen bzw. das (uninteressante) Gerede anderer Menschen, insbesondere der kleinen Schwester, zu übertönen. Das liegt vor allem daran, dass sie – so wie die meisten 5-Jährigen die Themen, die sie vorzubringen hat, nicht nur von äußerster Wichtigkeit sind, sondern überhaupt das sind, worum sich die Welt eigentlich nur drehen kann.
Selbstverständlich bin ich meinerseits darum bemüht, ihr diese Unhöflichkeit abzugewöhnen. „Man lässt einander aussprechen!„, „In unserer Familie dürfen alle reden, nur nicht gleichzeitig, weil ich dann nämlich kein Wort verstehe!“ und „Du wartest jetzt bist du an der Reihe bist! Die/Der XY spricht gerade und wir hören ihm/ihr zu!“ könnte ich schon auf Tonband aufnehmen und in Dauerschleife abspielen.
Wenn die bemühte Höflichkeit nicht hilft, greife ich auch schon Mal zu den Drohszenarien: Früher konnte man ja noch so Dinge sagen wie „Mit solchen Manieren wirst du es im Leben nicht weit bringen, höchstens zum Tellerwäscher oder zum Müllmann“ – wobei ich beide Berufe als äußerst wichtig einstufe. Ersteren, weil wir alle wissen, was passiert, wenn das Geschirr nicht ordentlich gereinigt wird in den Restaurants oder Mensen – Stichwort: Novoviren! Und Letzteren, weil mir Müllberge und achtlos weggeworfener Müll schon immer ein Dorn im Auge waren.
Aber heute, da kann man bloß sagen: „Gib nur Acht! Mit solch rüden Manieren wirst du noch Präsidentin eines sehr großen Landes vereinigter Staaten!“
Aber bis dahin sind die USA womöglich gar nicht mehr das, nämlich eine Weltmacht, sondern nur noch eine Möchtegernmacht, die der Welt auf der Nase herumtanzt und mittels Twitter regiert. Aber das würde meiner Tochter sogar gut gefallen – als Primaballerina im rosa Tütü! Und wehe, wenn sie erste einmal Social Media Kurzmitteilungen kennen lernt!
Wichtig ist es, auch der Vielredenden die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, anstatt immer abzuwinken mit dem „Nun hör mal auf, andere wollen auch was sagen“. Ich spreche aus Erfahrung, ich bin eine, die nicht nur viel kommentiert ( ; ), sondern bis ins hohe Alter immer noch meint, das, was ich grad denke, sagen zu müssen, denn es sei das Allerwichtigste. Für unsereinen ist es dann sehr schmerzlich, wenn wir immer nur hören, dass wir endlich mal den Mund halten und das Schweigen und Zuhören lernen sollen. Wir können das nicht lernen, es ist gegen unsere Natur! 🙂
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Ganz klar: Die zugewiesenen Redezeiten dürfen auch unterschiedlich sein, denn dieses alles Nivellieren mag ich sowieso nicht 😉
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🙂
Ich denke an meine Enkelin, wie an meinen Sohn, beide mussten lernen, dass es auch andere Menschen mit Mitteilungsbedürfnis gibt und Zuhören eine Tugend ist. Die Kleine lernt es noch, der Sohn hat es dann irgendwann doch mal geschafft 🙂
herzliche Grüße
Ulli
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