Wie so oft: „Einen habe ich noch …“ Nein, keinen Witz, weil ich mir die leider überhaupt nie merken und daher nur grottenschlecht wiedergeben kann, aber eine (sehr naheliegende) Geschichte zu den drei Wörtern von wortgeflumselkritzelkram, die diese Woche für die abc-Etüden bei Christiane gespendet wurden, hat sich mir doch noch aufgedrängt.

klauen, wahnsinnig, Discokugel – und dazu die stoische Ruhe eines Buddhas von lz.

2018_04_1 | 365tageasatzaday

 

Wenn sie dazugehören wollte, musste sie also etwas aus dem Elektrofachgeschäft klauen.

Sie fand diese Idee zwar gelinde gesagt ausgesprochen dämlich und darüberhinaus langweilig klischeehaft, aber als einziges Mädchen konnte sie sich nun keine Blöße geben, wollte sie nicht ihr Ansehen als coole Außenseiterin, die sich über alle Verbote hinwegsetzte, riskieren.

Alle hatten schon etwas mitgehen lassen in dem „Megastore“, vom USB-Stick bis zur Film-DVD, von der Kompaktkamera bis zum Tablet, ihr aber stand der Sinn nach etwas ganz anderem – nach einer kleinen Show.

Während ihre „neuen Freunde“ vor dem Eingang herumlungerten und Zuckerschocksäfte aus Aludosen tranken, weil sie sich dabei noch toller vorkamen als ohne Überangebot an hyperaktivierender Energie, spazierte sie seelenruhig hinein ins Geschäft, ihren bodenlangen schwarzen Mantel dicht um sich geschlungen.

„Let the show begin!“ murmelte sie vor sich hin und ließ mit einem einzigen Handgriff eine Discokugel unter ihrem Shirt verschwinden.

Mit straff darüber zugeknöpftem Mantel, die Hände den Spiegelball und vor allem den lästigen Kabelsalat stützend als wäre es ein Kind unter ihrem Herzen, ging sie in Richtung der Kassen, bog dann direkt davor scharf rechts ab und eilte mit kleinen Schritten zum Infoschalter, wohlwissend, dass es keine Kundentoiletten hier im Geschäft gab.

„Entschuldigung, ich muss ganz dringend aufs WC!“ rief sie der Frau am Schalter schon von weitem zu, die sie daraufhin skeptisch musterte.

Als sie den dicken Bauch sah, weiteten sich ihre Augen noch mehr, aber statt den Sicherheitsdienst zu rufen, deutete sie mit dem Daumen über ihre Schulter, rief  „Kunden-WCs sind unten im ersten Stock“ und drückte den Summer, um dem hochschwangeren Teenager direkt den Weg frei zu machen, raus aus dem Geschäft.

„Du bist ja wahnsinnig!“ jubelten die Burschen als sie ihnen ihre Beute zeigte. Sie aber lächelte nur schweigend und tätschelte weiter sanft die Discokugel, als wäre es tatsächlich ihr Baby.