Melancholie: Heute Morgen lag ein kleines, gelbes Ahornblatt am Ende der langen Rolltreppe zur U-Bahn.
Unbekümmertheit: Ja, und?
M: Es hat mich an meine Chinareise erinnert.
U: Ach ja?
M: Ja, es lag da so mitten im Getümmel, ganz verloren und keiner beachtete es, alle stiegen nur darüber hinweg oder gar drauf. So einsam habe ich mich damals auch gefühlt, mitten in Shanghai, ohne ein einziges Wort verstehen oder Straßenschilder lesen zu können – und das bei meinem Orientierungssinn in Vor-Smartphone Zeiten!
Irgendwann wusste ich gar nicht mehr wie ich dahin gelangt war, wo ich war – so wie das kleine Ahornblatt.
U: Na, solange du nicht heulend, auf allen vieren ins Hotel zurück gekrabbelt bist und dir die Leute auf Hände und Füße stiegen, ist es dir ja nicht so schlimm ergangen wie dem Blatt?
M: Aber Blätter krabbeln doch nicht, sie können ihren Weg nicht selbst bestimmen, werden vom Wind umhergetrieben oder von Menschen an den Schuhsohlen in Gebäude getragen, wo sie leise zerfallen, weit weg von ihrem Ursprung. Ach ja, und als ich am Abend wieder vorbei kam an derselben Stelle bei der U-Bahn, war das Blatt natürlich längst verschwunden. [seufzt]
Nach dem Motto: Einen habe ich noch, noch ein kurzer innerer Dialog zu Christianes abc-Etüden und den drei Worten von Elke H. Speidel (transsilabia.wordpress.com).
Sprach vorgestern mit einem 8jährigen Jungen aus Syrien, der seit 2 Jahren hier ist … der hatte schon vergessen, wie es zuhause war – ganz im Kontrast zu seinem 45jährigen Vater, der sich vor Sehnsucht verzehrte nach Frau und Töchtern … so krabbeln und wurschteln sich die beiden so gut sie können durch.
danke
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Lost in Translation … ich stelle mir das oft vor, wie es für die Geflüchteten sein muss, wenn sie hierher kommen und wirklich ALLES fremd aussieht …
Liebe Grüße
Christiane, nachdenklich
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Ja, am Anfang sicherlich erschreckend.
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