Ein Magen-Darm Virus hatte meine zweiwöchige Frühjahrsschlappperiode abgerundet. Die Wehwehchen hatten sich – so wie es sich gehört – von Kopf bis Fuß vorgearbeitet: Ausgangspunkt waren die Stirnhöhlen, dann ging es hinunter über Rücken und letztlich zu Magen und den Endregionen der Verdauungstationen. Dieser vertikale Angriff auf meine Gesundheit zwang mich dazu, die Freizeit vorzugsweise in der Horizontalen zu verbringen.
Der schlaue Plan, sich auszuruhen wenn man krank ist wurde von einem kinderlosen sowieso immergesunden Menschen geschmiedet, da bin ich mir sicher (nichts für ungut, liebe lebensfrohe Singles und Nichteltern), aber für Mutter mit Kindern lässt er sich einfach nicht umsetzen. Fast nicht zumindest.
Als mich Rückenschmerzen dazu bewegten oder vielmehr daran hinderten, mich unbeschwert zu bewegen, und ich es also irgendwie unter Jammern und Ächzen bis zum Bett geschafft hatte, kam meine fast vierjährige Tochter ins Zimmer gelaufen und schloss die Schlafzimmertüre, damit ich mich ausruhen könnte und nicht gestört würde. Ich war perplex. Dass das Kind so viel eloquentes Verständnis und erkennbare Empathie gegenüber seiner kranken (gar nicht alten!) Mutter zeigte, rührte mich wahrlich und regte in mir den Gedanken, wie verantwortungsvoll und reif sie doch schon geworden war.
Ein paar Tage später als mich der Magenvirus plagte und ich rasten wollte, da mir gerade sehr übel war, kam E wieder zu mir ins Zimmer.
„Mir ist schlecht. Ich muss mich nur einen kurzen Augenblick hinlegen“ sagte ich zu ihr, um ihr die Situation zu erklären. E schaute betroffen drein, ein Buch in Händen, das sie sich gerne vorlesen lassen wollte und wich mir nicht von der Seite. Schweigend und voller Mitgefühl stand sie an meinem Bett – etwa 5 Sekunden lang, dann sagte sie laut (seufzend) zu sich selbst:
„Der kurze Augenblick dauert soooo ewig lange!“
Sagte ich voller Mitgefühl? Ich meinte Selbstmitleid und einem sehr genauen Zeitgefühl.

Dabei sind Ruinen doch soooo dekorativ 🙂
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Das ist einer der großen Vorteile, wenn die Kinder erwachsen geworden, weit weg wohnen und ihr eigenes Leben leben: ich kann krank sein, wo, wann und wie ich will. Manchmal merke ich gar nicht mehr, dass ich krank bin, weill ich sowieso nach meinem eigenen Rhythmus und Befinden lebe. Allerdings fehlt mir die Familie ab und zu und eine kleine wohlige Wehmut schleicht sich ein, wenn ich die netten Geschichten von Euch jungen Müttern lese.
E hat recht, ein kurzer Augenblick kann ewig dauern. Allerdings scheinen auch die langen Zeitabschnitte plötzlich unheimlich schnell vorbei zu sein.
Ich wünsche Euch eine langwährende Gesundheit! Regine
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Lieben Dank 🙂 Jede Zeit hat wohl ihre schönen Momente und besonderen Erinnerungen 😉
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Hi hi😅😇
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Das mit dem ewig dauernden Augenblick kenne ich auch. Bei uns ist es der Computer, zu dem die Jungs wollen, wenn ich gerade noch etwas fertig schreiben will. Letzten Endes gehe ich freiwillig. Wenn die halbe Stunde Nutzungszeit vom Jüngeren um ist, habe ich ohnehin wieder freie Bahn. 😉
Aber jetzt bist du hoffentlich wieder okay?
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Ja, derzeit rundum alles bestens 🙂 Danke!
Wart, ich schreib es im Kalender auf: alle gesund, Montag, 9.01 Uhr (man weiß ja nie, was der Tag noch bringt 😉 )
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Ah, wandernde Erkrankung, wie ich sie liebe. Halt dich daran fest: Nur noch 3 Jahre, dann lesen die Kinder dir am Krankenbett vor. 😉
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Äh.. ..nein….😎
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Das nenne ich Optimismus … oder Illusion … 😀
Kranke Mamas lagern die Kinderleins am besten den ganzen Tag aus, sofern das irgendwie möglich ist. 😉
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Wenn ich nur wüsste, ob das Vorlesen der Genesung zuträglich ist 😉
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Nö. Aber darum geht es doch net. 😀
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