Klavierspielen ist an sich keine Kunst: mit der rechten Hand klimpert man eine hübsche Melodie, mit der linken Hand macht man ein paar Mal plim-plim und ein bisschen Schnickschnack dazu. Doch dann versucht man es gleichzeitig mit beiden Händen und stellt fest, dass sich das Hirn bei jeder dritten Links-Rechts-Kombination verknotet und die Finger gar nicht so wollen, wie es die Noten vorschreiben. Entdeckt man in sich kein Naturgenie, wenn man sich erstmals ans Klavier setzt und die Tasten berührt, dann heißt es von da an üben, üben und wieder üben.

Neulich übte ich am Klavier ein Lied, das meine Tochter derzeit besonders mag. Die Grundmelodie mit der rechten Hand klappte gut, die Arbeit für die linke Hand war auch nicht übermäßig schwer, nur beide gemeinsam wollten noch nicht so recht harmonieren. Der erste Teil ging zwar flüssig dahin, aber dann wurde es holprig, sehr holprig.

Ich mühte mich ab, wiederholte die schwierigen Stellen wieder und wieder und freute mich, dass es von Mal zu Mal besser wurde. E hört gespannt zu, aber nach kurzer Zeit sagt sie dann:

„Aber Mama, dann spiele doch ein Lied, das du besser kannst!“

Ich erklärte ihr daraufhin, dass Klavierspiel eben viel Übung erforderte. Man müsse üben, üben und üben.


Ihre Bemerkung, als sie sich mit meinem Mann ein paar Tage später ein  Video von Jarrod Radnich ansah, lautete dementsprechend:

„Die Mama spielt viel schlechter. Sie muss noch üben, üben, üben!“

Dem ist nichts hinzuzufügen.