Sie hat es wieder getan!

In Krimis folgt auf solche Sätze meist die Beschreibung der Tat eines Serienbösewichts, der mitunter auch eine Bösewichtin sein kann. Der Leser fragt sich: Wer ist sie und vor allem, warum tut sie es? Wieder und wieder und wieder!

Vielleicht weil zwei Wochen vergangen waren und es Zeit für Tante Tex‘ Story-Samstag war? Genau! Tante Tex hat es wieder getan! Die Themenvorgabe diesmal hieß:

„Schreibe aus der Perspektive eines Bösewichts“

Ob jemand ein Bösewicht ist oder nicht, kann mitunter aber auch im Auge des Betrachters liegen:

Man nennt mich einen Bösewicht

und sähe mich gern vor Gericht.

Man sagt, das wäre nur gerecht

und redet über mich stets schlecht.

Gestohlen wäre all mein Geld,

gar von den Ärmsten dieser Welt.

Von links hallen laut die Unkenrufe,

Tomaten fliegen zum Behufe

mich zu treffen und zu schmähen,

ach könntet ihr euch nur mal sehen!

Ihr schimpft laut, doch es ist der Neid,

denn ohne Geld kommt man nicht weit

in dieser Welt,

die euch genauso gut gefällt.

 

Einst war ich brav und arm wie ihr.

Die Regeln stammen nicht von mir.

Die Regeln – hier biegen, dort umgehen,

so ist doch keinem ein Leid geschehen.

Ihr selbst habt mich gerufen, mich verehrt,

keinen Wunsch habt ihr mir verwehrt.

Erst wolltet ihr alle meine Freunde sein,

keine Minute war ich mehr für mich allein.

Mein Erfolg hat euch geblendet,

dann habt ihr euch plötzlich abgewendet.

Erst war alles legitim, ihr habt an mich geglaubt,

dann plötzlich hieß es, es sei alles geraubt.

Die Zeitungen lügen doch wie gedruckt,

ich stehe aufrecht, hab‘ mich nicht geduckt.

Getortet wurde ich und lache bloß darüber,

meine Millionen sind längst schon hinüber.

Hinüber geschickt auf verschlungenen Wegen.

Steueroptimierung – noch besser als Gottes Segen.

Briefkästen, offshore – nur Urlaubsbegriffe,

Geld investiert in Villen, Autos, Schiffe,

Fonds, Aktien und ein paar Derivate.

Das ist halt nichts für 0815-Private.

Insiderhandel, Untreue, Korruption?

Was weiß ein Jurist von Geschäften denn schon?

Als Politiker brauchst du eine dicke Haut,

dem Politiker wird nur anfangs vertraut.

Egal was du tust, wie ehrlich du auch handelst,

irgendwann hassen sie dich, so oft du dich auch wandelst.

Ich trage viele Gesichter, das erscheint mir opportun.

Ich bin mir sicher, das Verfahren wird bald ruhen.

Und wenn nicht?

Zum Glück habe ich Freunde bei Gericht.