Ich gehe nicht besonders gerne einkaufen. Gedränge, Geschubse, mentale Verwünschungen und immer diese Kämpfe und das gnadenlose Taktieren um einen vorderen Platz in der Warteschlange vor der Kassa. Stress, Stress und nochmals Stress.

Um letzteren zu verringern, schreibe ich fast immer einen Einkaufszettel. Der Rohentwurf enthält das Brainstorming-Resultat über Dinge, deren Fehlen im Haushalt sie in den Vordergrund gerückt hat.

Die erste Version der Reinschrift ist eine Weg-optimierte Auflistung. Je nach Geschäft kommt also das Gemüse und Obst am Anfang oder am Schluß auf die Liste, je nachdem, ob man gleich beim Eingang über die Kisten mit Äpfeln stolpert oder erst am Ende der Tour beim Wettlauf zur Kassa über sie stolpert, weil die Blicke nur noch auf die kürzeste Warteschlange fixiert sind.

Meistens fallen mir nach der ersten Reinschrift noch ein paar Dinge ein, die dazu gekritzelt werden. Ordnungsliebend wie ich bin entstehen deshalb noch eine Reinschrift No. 2, eventuell sogar noch eine No. 3, eine No. 4… Irgendwann gibt es dann die finale Endfassung, die unbedingt mitgenommen werden muss. Leider passiert das aber nur selten.

Sind die Kinder gewaschen, angezogen, nach dem „Ich-muss-noch-schnell-ein-Bild-malen“ nochmals gewaschen und umgezogen, ein kleiner Proviant für unterwegs gegen plötzliche Hungerattacken, Windeln, eine 2. Garnitur Kleidung für fast alle (wir sind schließlich länger als eine halbe Stunde unterwegs, da muss man für alles gerüstet sein) eingepackt und schlußendlich auch ich soweit, dass wir das Haus verlassen können, dann liegt der Zettel still und unauffällig am Küchentisch und verharrt dort solange regungslos, bis wir auch tatsächlich mit dem Auto weggefahren sind. Erst kurz vor Erreichen des Geschäfts ruft er sich zurück in mein Gedächtnis. Wie es kommt, dass vollgekritzelte Papierblätter solche mentalen Fähigkeiten besitzen? Es ist und bleibt wohl eines der großen Mysterien dieser Welt

Also geht es ohne Einkaufszettel (zum Anklammern) los. Doch statt auf der, im Geiste schon mehrfach durchlaufenen, effizientesten und kürzesten Route zu bleiben, werden bald da, bald dort ungeplante Zwischenstopps eingelegt und Umwege gefahren. Denn: ich bin ja nicht alleine unterwegs. Als Mutter von Kleinkindern verlässt man das Haus selten ohne Entourage.

Es wird langsam herumspaziert, vor Regalen stehen geblieben, die gar nicht auf dem linear optimierten Weg liegen. Es tauchen Dinge, die ganz sicher nicht auf dem Einkaufszettel standen – den man nun aber mangels Anwesenheit zum Beweise nicht zücken kann – plötzlich im Einkaufswagen auf, kaum lässt man ihn ein paar Sekunden aus den Augen. Es wird irgendein buntes Zeug in die Hand genommen, das ich mit einem strengen „Ganz sicher nicht!“ wieder an seinen Platz zurückstelle.

Nur durch mein ständiges Drängen

Kommst du jetzt bitte!“

schaffen wir es endlich bis zur Kasse. Dort erlahmen die vorher übereifrigen Hände plötzlich. Es gibt so viel zu schauen, dass Multitasking völlig ausgeschlossen ist.

Ich räume also alleine alles in Windeseile auf das Förderband und – nachdem die Sachen mit einem anerkennden „Piep“ über den Scanner gezogen wurden –  in Windeseile und wenn möglich in der richtigen Reihenfolge (schwere, nicht zerdrückbare Sachen unten, Obst, Gemüse oben) alles in die Taschen, während die Kassierin und die geschätzten 700 Menschen hinter uns in der Schlange ungeduldig darauf warten, dass wir endlich den Weg freimachen.

Da mir in dieser am stärksten umkämpften Zone des Einkaufstempels nur noch auf wiederholte explizite Anweisungen zur Hand gegangen wird

Kannst du das hier bitte noch unten in den Kinderwagen reinlegen?

Kannst du den Wagen bitte ein Stück nach vorne schieben?

kannst-du-e ich also vor mich hin, mit einer Hand bezahlend, mit der anderen den restlichen Einkauf verstauend und das Baby am Herausklettern aus dem Einkaufswagen hindernd.


So läuft das ab, beim Einkauf.

Die Kinder? Die sind meistens sehr brav und finden es aufregend. Nur mein Mann, der nörgelt dann noch eine Zeit lang herum, weil ich ihm das Heft mit der Polizeitaucherspielzeugfigur weggenommen habe und er an der Kassa „so herumkommandiert wurde“.

Ja, es ist immer besonders stressig, wenn ich, eine Frau mit Plan, aber ohne Zettel, einkaufen gehe – mit Mann im Schlepptau …