Ein fröhlich spontanes und sportlich motiviertes ‚Hallo!‘, diesmal insbesondere an alle Mütter!
Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, mir selbst (und selbstverständlich meinem Mann) immer treu zu bleiben, aber manchmal kommt es anders als man denkt.
Bekanntlich (also mir ist es bekannt, und wer hier oder da schon mitgelesen hat, dem ist es vielleicht nicht entgangen) blogge ich nicht über alles, nur über vieles, aber keinesfalls über Sport.
Und dann, das: Jetzt mache ich es doch, ausnahmsweise, einmalig, denn:
Es ist noch nicht zu spät für eine Anmeldung zum Mütter-Triathlon!
Also, liebe Mütter, bevor ihr wieder einmal gar nicht wisst, wohin mit der vielen Freizeit, den immer gleichen Kaffeklatsch bei der Spielegruppe schon auswendig kennt oder euch sonst in der Küche nur gelangweilt die Beine in den Bauch steht, während ihr dem Haushalt zuschaut wie er gedeiht und wächst:
Auf zum Triathlon!
Die Disziplinen sind
Zu Lande – der Marathon
Ein Wocheneinkauf mit zwei möglichst jungen Kindern, vorzugsweise einem Krabbelkind, das von Stillsitzen oder gar Liegen in irgendwelchen Auto-Babyschalen gar nichts mehr hält, sowie einem hyperaktiven Kleinkind, welches gerade auf dem „Ich-kann-schon-alles-alleine-Trip“ ist.
Sind diese Modelle nicht verfügbar, dann bitte mindestens ein Stück von der Sorte und dem Alter mitzubringen, in dem sie noch nicht mit Einkaufszettel losgeschickt werden können und auch tatsächlich mit den Dingen wieder kommen, die auf der Liste stehen.
Natürlich findet der Event samstags statt, damit eventuell vorhandene Ehemänner/Freunde/Bekannte/Großeltern/andere Partner gemütlich das Spektakel verfolgen können.
Achtung: Unter die anderen Triathlon-Mütter-Teilnehmer mischen sich geschickt die Bewohner einer Seniorenresidenz (ich glaube Altersheim darf man nicht mehr sagen, oder ist es nur, weil man für eine „Residenz“ automatisch mehr zu zahlen bereit ist?), ausgerüstet mit Rollatoren und einer Engelsgeduld beim ziellosen Herumstehen vor exakt jenen Regalen, die ihr gerade bräuchtet.
Sofern ihr es nach einer gefühlten Marathonstrecke bis zur Kasse ohne Tobsuchtsanfall (wahlweise eines oder mehrerer Kinder oder eurer eigenen Wenigkeit) geschafft habt, müsst ihr euch für den ersten Endspurt nur noch ein klein wenig in Geduld üben:
Die Kassierin versucht nämlich gerade für den Kunden vor Euch zu klären, warum der Rabatt bei der 50% Aktion auf eine 2-Euro-Ware vom allwissenden Kassencomputer nicht angerechnet werden kann. Zur nahezu in CSI-Manier ablaufenden Aufarbeitung des Falles werden benötigt: der zuständige Verkäufer aus der Abteilung, welcher aber erkrankt zu Hause weilt, und daher durch einen höflich schwitzenden und völlig ahnungslosen, dem Team erst seit 2 Tagen angehörenden Azubi vertreten wird. Letztendlich wird der junge Mann mit übergroßem Namensschild am weißen Kittel mit dem Auftrag losgeschickt, das ganze Schlamassel rasch im Büro des Marktleiters zu klären. Und: der Azubi ward nie mehr gesehen.
Nein, falsch. Wir sind ja nicht in einem Märchen, sondern noch immer an der Supermarktkasse, zusammen mit den 1 bis n Kindern, eingequetscht zwischen Süßigkeiten und billigem Spielzeug und vielen, sehr vielen nur mäßig entpannten Menschen rundherum. Der gesamte Einkauf ist bereits auf dem Förderband in seiner überquellenden Fülle ausgebreitet, hinter euch wird schon gedrängt und geschimpft. Nichts geht mehr.
Da taucht der junge Angestellte doch wieder auf! Hinter ihm, flotten Schrittes, der Marktleiter höchstpersönlich, Kompetenz und Tatkraft ausstrahlend. Mit wissendem Blick führt er sogleich genau dieselben Abfragen durch, wie vor ein paar Minuten die Kassierin – und gelangt damit folglich zu demselben Ergebnis wie sie, nämlich, dass das Rätsel nicht zu lösen ist.
Die Kassentransaktion kann aber selbstverständlich nur dann abgeschlossen werden, wenn die vollen 2 Euro (statt des verheißenen 1-Euro-Rabattes) bezahlt werden. Jetzt wird auch die Gesichtsfarbe des Kunden vor euch zunehmend röter, seine Stimme lauter. Und 3 Menschen (genervte Kassierin, planlos panischer Azubi, um Mäßigung bemühter Marktleiter) beteuern eifrig, dass es ihnen leid tue, sehr leid sogar.
Und aus dem Lautsprecher dringt die hauseigene munter-macher-alles-happy-kauf-doch-noch-mehr Musik.
Aber wie so oft im Leben, irgendwann geht es weiter. Das Förderband bewegt sich plötzlich. Und damit geht es – zwar nervlich geschwächt, bis auf die Knochen durchgeschwitzt und vom Kindergeschrei etwas betäubt – auch schon auf zur nächsten Etappe:
Im nassen Element – Alles schwimmt
Das Mittagessen wird mit den Kindern in einem nahe gelegenen Restaurant eingenommen. Die Hauptspeise darf sich natürlich jeder selbst aussuchen, es gibt aber jedenfalls Suppe als Vorspeise und Saft zu trinken, viel Saft. Nur der zur Verfügung stehende Platz im Lokal ist eher gering, um nicht zu sagen so knapp als möglich bemessen. Man sitzt Ellbogen an Ellbogen mit den zunehmd unfreundlicher werdenden Menschen am Nebentisch und die Kinder sind hungrig und übermüdet, also aktivitätsmäßig auf 180, die Laune bei -180.
Noch enger wird es nur noch auf auf der schmuddeligen Toilette, die mindestens einmal während des Essens besucht werden muss.
Bei dieser Übung sollen Tisch, Sessel und Boden möglichst ohne Flecken, Brösel, Überschwemmungen etc. zurückgelassen werden. Selbst putzen ist erlaubt. Eine 100er Packung Servietten wird bereit gestellt – pro Kind.
Präzision – Augen auf und konzentrieren
Nachmittags ist Präzisionsarbeit gefragt.
Der Schmutzwäsche sind zunächst alle schwarzen Socken (natürlich sind diese nicht alle von der gleichen Sorte/Marke) zu entnehmen und der Waschmaschine zur Reinigung anzuvertrauen. Ist der Waschvorgang beendet, der Nachwuchs ausgeschlafen und wieder voller Tatendrang, dann geht es auf zur letzten Etappe:
Socken sortieren und paarweise zusammenlegen.
Die Kinder dürfen nach besten Kräften mithelfen. Eventuell fehlende Einzelstücke bitte an den wahrscheinlichsten Orten zu suchen, um Zeit zu sparen: im Kofferraum des Rutschautos, im Mülleimer, im Spalt zwischen Wand und Kühlschrank oder z.B. dort, wo ich sie meistens vermute: Im Socken-Nirvana, einem Urlaubsparadies des Paralleluniversums für Haushaltsutensilien. Aber davon werde ich vielleicht ein anderes Mal mehr berichten …
Das Ziel, der Preis ….
Natürlich ein Ticket für den nächsten Triathlon!
Meine Mitbewohnerin hat sich Aufgabe 3 immer verweigert … Sie hat alle Socken in den Schrank geworfen und bewusst unterschiedliche Socken angezogen. Den Kids dürfte das doch gefallen, oder? 😉
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Puh, solche Revolutionen in der Sockenschublade könnten meinem doch von Zeit zu Zeit aufflackerndem Ordnungssinn ganz schön zu schaffen machen 😉 Und die Tochter würde dann vermutlich noch länger zum Anziehen brauchen, weil sie alle Kombinationen und Permutationen durchprobieren wollte. „Die MUTA und ihre IntenTIONEN wären dann auch durch, also PER den Wind“ oder so aehnlich 🙂
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Naja, kann man dem Kind das nicht austreiben? Du musst morgens früher aufstehen, wenn du die Socken durchkombinieren willst. Also musst du abends früher ins Bett …
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Zum Glück vermute ich vor allem Humor und nur ein bisschen Provokation hinter diesen weisen Ratschlägen 😉
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Es sind Pragmatismus und weltfremde Naivität.;)
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Wurde jemals eine Gewinnerin gesichtet?? 😀
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Definiere: Gewinn 😉
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Gewinnen = lebendig und unversehrt am Ziel ankommen und Disziplinen erfolgreich absolviert haben
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Einkauf und Mittagessen erledigt (Putzen ist ja sozusagen mein 2. Vorname, und ich habe nur 98 der Servietten verbraucht! Ein neuer Rekord!). Da ich diese Zeilen gerade tippe, lebe ich auch noch. Juchei! Dann muss ich ja nur noch die eine schwarze Socke finden … 😉
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Da habe ich mitgemacht, ohne es zu wissen ^.^ Beim Lesen musste ich nebenher immer wieder in Gedanken abhaken, wie genau unserer Erfahrungen in den jeweiligen Situationen so waren 😀
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Ah, eine „Mitkämpferin“ 🙂
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Klar, 20 Monate alte Zwillinge passen so wunderbar zu den drei vorgestellten Disziplinen. Wobei ich sagen muss, dass sie die Herausforderungen meist sehr kooperativ angehen und einem nur hier und da mal einen Trotzanfall vor die Füße werfen.
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🙂
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Herrlich. Du hast eine sehr genaue Beobachtungsgabe und hast es auf den Punkt gebracht. Ich weiß, warum ich so glücklich bin, wenn ich diese Disziplinen im Alltag mal ausnahmsweise allein bewältigen darf und mein Mann zuhause auf unser Kind aufpasst.
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Ja, aber, das kann auch entspannter ablaufen, je nachdem, ob gerade gezahnt wird, oder sich auf dem spielplatz schon überschüssiger energie entledigt wurde, meine kinder sind auch stimmungsbarometer für mich…
Aber unheimlich schöner text
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Ui, das Zahnen! Das ist bei meinen Kleinen irgendwie ein Dauerzustand. Bei der „Großen“ war das Quängeln wegen der Zähne erst zu Ende als die Trotzphase einsetzte 😉
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Bei unseren gibst dann nur durchfall, wunden po und gereiztheit,…
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😦 Bei uns ist es eher die ständig rinnende Nase. Ich glaube wir haben kein Foto aus der Zeit 6 Monate bis 2 Jahre, auf denen die Tochter nicht eine „Rotznase“ hat 😉
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