30. Mai 2024 Diesen Entwurf fand ich eben in den verstaubten Archiven meines Blogs. Ich gebe ihm eine seiner möglichen Existenzen und belasse ihn einfach so wie er ist:

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Mich überkommen sie ja von Zeit zu Zeit meine unterschiedlichen Hobbies und Interessen. Ich bin ein Vagabund, ein Tausendsassa und eine Getriebene. Auf jeden Fall auf allen Gebieten, die mich besonders ansprechen und die ich daher wiederholt heim- und besuche leider eine Laiin, gar eine Banausin. Ich schmeiße zwar gerne mit Begriffen um mich und vergraben mich ein paar Tage lang in Büchern oder laufe nur noch mit e-book-Reader in der Hand durch die Gegend, als bräuchte ich diese Handbeschwerungen, um meine eigenen Worte zu unterdrücken und wesentlich weisere von mir zu geben, und doch bin ich in den Inhalten nicht so sattelfest , dass ich anderen die Schönheiten zeigen könnte, die mich locken, halten und binden.

Mein Herz ist schwer und hat so viele offene Kammern – für Sprachen, für Mathematik, für das Wunder Mensch, seine Gedanken, die Art, wie er wahrnimmt, wahrnehmen kann, seine Wirkweise. Und so flattern meine Gedanken von einer Blüte zur nächsten, mit jedem Herzschlag ein Stückchen weiter weg.

Da wälze ich also gerade ein Buch über einen Dialog, der nie stattgefunden hat – was ihn deshalb nicht weniger interessant, aber eben nicht zu einem geschichtlichen Ereignis macht, zwischen einem Existenzialisten und einem Existenzphilosophen und was denke ich, wenn ich lese: “

Für Jaspers ist die Existenz eine bloß mögliche, vom Einzelnen immer wieder neu zu wählende Seinsweise, zu der er sich aufschwingen, die er aber auch verfehlen kann.

Sein fiktives Gegenüber in diesem Dialog ist – Genau! Erraten! – natürlich der Sein-und-Nichts-Franzose Sartre. Wer Bücher betitelt mit Der Ekel, Die Wörter, Wir sind alle Mörder, Das Sein und das Nichts oder Der Idiot der Familie, der fackelt wohl nicht lange herum, um mit seiner Ansicht heraus zu rücken. So ist es auch nicht verwunderlich, dass bei ihm die Existenz etwas faktisch Gegebenes ist.

Das Bild, das sich mir dazu aufdrängt und welches es auch verhindert, dass ich jemals zur ernst zu nehmenden Philosophin aufsteigen würde: Ich federe auf dem 3-Meter Brett, an sich schon eine Kunst, die ich nicht beherrsche, aber nehmen wir einmal an, ich könnte das, elegant, kraftvoll, formvollendet, hebe ab, und fliege mit durchgestrecktem Rücken, die Arme wie Schwingen zur Seite ausgebreitet in die Luft. So segle ich dann ein Stück über dem Becken, hinauf zu einer meiner möglichen Existenzen. Ein großartiges, im wahrsten Sinne des Wortes erhebendes Gefühl. Das Verstehen vom Zwecke her, nicht das mühselige Erklären von den Ursachen aus, die einen wie Ankerleinen am Boden zu halten scheinen. Nein der Zweck, das Ziel des Seins sollte ich anstreben, nicht das Gegebene, sondern das Mögliche, das, was sein kann, was sein darf.

Doch das Sein hat etwas an sich, dem es sich nicht entziehen kann. Es ist.

Alles andere wäre widersinnig. Sonst wäre es eben ein Nichts. Also folgt auf den Höhenflug auch der Fall. Das könnte jetzt die Punktladung sein, oder aber – und jetzt sind wir wieder ganz in M. Mamas Bild – es wird ein Bauchfleck, einer, der sich gewaschen hat. Ich verfehle die mögliche Existenz nicht nur, nein, ich lande – krawumm! knall! peng! klatsch! – mitten auf dem ausgelassenen Schwimmbeckenboden. Mit dem phänomenologisch-ontologischen Sieb kann der Bademeister aka Schöpfer mich dann aus dem Trockenen fischen – oder das was von Sein und Werden, von Existenz und Möglichkeit noch übrig ist. Hoffentlich nicht nichts.