Und noch ein Beitrag zu Petra Schuseils (Wesentlich werden) Wörtern
Winterreifen
eifersüchtig
stolpern
für die aktuellen abc-Etüde von Christiane
Das Thema ist kein lustiges. Werner Kastens fragte neulich, ob mein Kurzkrimi eine Wendung hin zu Falcos (offenbar über die österreichischen Landesgrenzen hinaus) berühmtes „Drah di net um, der Kommissar geht um“ nehmen würde. Nun, das Ende des Krimis um den Serienmörder überlasse ich eurer Fantasie, denn in meinem Oberstübchen hat sich eine andere dunkle Gestalt eingenistet. Also, besser: „Drah di net um!“
ES hatte es sich in einem Winterreifen gemütlich gemacht. Die vier Reifen hingen fein säuberlich aufgehängt an der Wand der Garage und waren mit Kreide beschriftet: VL, VR, HL, HR, auf dass sie im kommenden Herbst nicht wieder an derselben Seite montiert würden. Gerade roch es etwas stickig nach den Abgasen des eben abgestellten Autos. Naserümpfend kroch es noch tiefer hinein in sein Gummiversteck und wartete leise, in sich hineinlachend auf seinen großen Auftritt.
Im Wohnzimmer einen Stock höher saß er am Fensterbrett und starrte in die Dunkelheit. Unbegründet eifersüchtig sei er, das hatte sie ihm heute Morgen wieder einmal gesagt. Doch es war keine Einbildung, die ihn wach hielt, denn er wusste, draußen sprach sie mit anderen! Vielleicht sogar über ihn? Und unten im Keller hauste das Monster, welches ihm nicht mehr nur nachts die Gedanken entzog.
Die Anspannung war unerträglich. Als schrie er sie laut hinaus, so dicht waberten jetzt seine Gedankenfetzen durch den Raum. Alle wussten, was sich in seinem Gehirn abspielte. Und wie sie alle grinsten oder aber bemüht ernst drein schauten, wenn er einen Raum betrat. Sie waren überall und lauschten, um IHM zu berichten.
Als er hörte, dass sie die Kellerstufen heraufkam, sprang er erschrocken vom Fensterbrett auf den Parkettboden. Er hatte ihr Auto nicht in die Einfahrt biegen gesehen. Das musste SEIN Werk sein. Sie steckte mit IHM längst unter einer Decke! Ihm graute bei der Vorstellung, ihren Körper hereinkommen zu sehen, aber in Wirklichkeit dem Monster gegenüberzustehen! Blind vor Panik stolperte er Richtung Tür und wühlte im Dunklen wie wild auf dem Schreibtisch nach dem Brieföffner.
Sie stieg die Stufen sehr langsam nach oben. In welchem Zustand er sein würde? Die Diagnose Psychose klang ihr im Ohr noch immer nach, fast wie das grelle Läuten eines Totenglöckchens.
Aber ich sehe noch keinen „Tatbestand“, ich glaube, irgend etwas Überraschendes passiert noch?
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Ui, wirklich? Das Überraschende wollte ich den werten Lesern überlassen 😉 Aber, mal sehen oder lauschen oder … höre ich da nicht ein Grummeln aus der Garage *gg*
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Totenglöckchen … 🙂 gefällt mir … und die ganze Geschichte.
LG
Petra
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Oje, ich weiß gerade nicht, wer von beiden mir mehr leid tut. Psychosen sind schlimm für alle Beteiligten 😒
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Wunderbar aufgebaut vor allem der letzte Absatz mit der Psychose und dem Totenglöckchen
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Ja, gut und furchtbar nah an dem, was tatsächlich passieren kann.
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Oh, verdammt … Ja, so kommt das dann irgendwann, und irgendwann ist man über den Punkt hinweg …
(Falco: Ja, sehr bekannt, zumindest die Hits liefen im Radio hoch und runter. Außerdem hat er auch in D eine eingeschworene Fangemeinde.)
Liebe Grüße
Christiane
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Wow…… hammer-heftig-gut!
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