Das Schicksal eines Ich-wollte-ein-Instagram-Star-werden-und-super(reich)-davon-leben-Girls hat mich neulich irgendwo angesprungen. Online oder seichte U-Bahn-Lektüre? Ich kann es nicht mehr sagen. Jedenfalls lautete die Geschichte in etwa so, dass sich dieses bedauernswerte Geschöpf, nur um ihren tausenden Followern zu gefallen, völlig selbstlos mit Luxusartikeln eindeckte und rund um die Welt jettete, was ihr Budget letztendlich bei weitem überstieg.

Was soll man dazu sagen?

Sein eigenes Ich nur noch für die Sozialen Medien und schnell vergänglichen Like-Statistiken zu inszenieren, sogar selbst eine Zeit lang darauf herein zu fallen, ist längst kein Hirngespinst mehr. Der Lügenbaron mit seinem Schopf und seinem Sumpf kann einpacken im Vergleich zu den Scheinwelten, die hier mit Fotos und ein paar Klicks nicht nur in der Fantasie errichtet werden.

Nur dumm, wenn man dann eines Tages in der Realität jenseits des Handydisplays erwacht und feststellen muss, dass die Follower nicht deine Rechnungen zahlen, sondern du selbst, sie dafür aber genauso voyeuristisch deinen Abstieg online mitverfolgen wollen wie deine Ich-behaupte-ich-bin-so-wie-auf-dem-Foto Postings.

So ein Erwachen hat in etwa den Überraschungseffekt eines selbst versteckten Ostereis. Vorhersehbar und zerbrechlich.

Es erinnert mich an die Berufsziele meiner Volksschulkollegen: Die meisten Buben wollten Fußballer werden (Krankls große Zeit im österreichischen Fußball – Wer im Was, denkt ihr jetzt? Man muss wohl dabei gewesen sein).

Und manche Mädchen antworteten doch tatsächlich, auf die Frage, was ihr Traumberuf sei, ein sanft dahingehauchtes „Prinzessin“. Nun, sie wurden alle irgendwann vom echten Leben eingeholt. Die Königstöchter mussten eher früher als später erkennen, dass in Österreich schon per Gesetz ihr Sehnsuchtswunsch nicht zu den erlaubten gehört und die Möchtegernfußballstars warfen irgendwann das Handtuch, weil eine Profisportlerkarriere nicht nur schweißtreibend ist, sondern auch Talent und Ausdauer erfordert.

Meine Generation hatte also das Glück, Kindheitsträume haben zu dürfen, und als schöne Erinnerungen ins Erwachsenenleben mitnehmen zu können, statt in ihnen stecken zu bleiben und viel zu spät schmerzhaft zu scheitern. Wir haben spätestens in der Pubertät gelernt, dass es einen Unterschied gibt zwischen Leben und Traum, Wollen und Sein und kindliche Fantasien eben nur etwas für Kinder sind. Und manchmal sogar kindisch.

Die Realität schaut ganz anders aus.

So, und jetzt muss ich auf fb nachschauen, was der M gerade treibt, den schon in der Schule nur seine Gitarre interessiert hat. Der ist jetzt nämlich Gitarrist in einer Band und lebt davon …