So ein Leben als Elt(ernteil) verändert die Sicht auf die Welt zum Teil dramatisch. Es gibt Dinge, die fand ich natürlich auch schon früher schlecht bis verachtenswert, aber heutzutage jagen sie mir kalte Schauer über den Rücken.
Es soll Erwachsene geben, die sich bei Spielplätzen hinter Büschen herumtreiben und Kinder beobachten. Womöglich sprechen sie die Kleinen sogar an, wenn ein Ball vor ihre Füße rollt oder ein gestreckter Zeigefinger in ihre Richtung deutet, nachdem sie entdeckt wurden.
Gänsehaut. Alleine die Vorstellung reicht aus.
Es gibt sie. Die Erwachsenen, die sich bei Spielplätzen hinter Büschen herumtreiben und Kinder beobachten, durch Fenster in Turnsäle starren und versuchen so unauffällig wie möglich zu sein. Sie können nicht anders. Sie sind Getriebene.
Ich weiß leider wovon ich spreche. Vor zwei Wochen fing es an.
Plötzlich hieß es, ich hätte nun am Vormittag ein paar Stunden Freizeit. Freizeit im Sinne von: Ohne Kinder! Zeit nur für mich, für Sachen, die Erwachsene so machen: Richtig laut Musik hören im Auto (mit viel Bass), einkaufen gehen ohne Schweißausbruch vor der Kassa zwischen den Süßigkeiten und dem Spielzeugkram, die Zimmer aufräumen und die Ordnung mehr als nur 2 Minuten genießen können, mit einer Zeitung in der einen Hand und einer Tasse Kaffee in der anderen, und diese Stille zu Hause!
Doch der Weg in die Freiheit ist gepflastert mit Hindernissen.
Ich öffnete die Türe und hatte die Wahl. Rechts spielte die Große schon im Garten, links die Kleine im Turnsaal. Und mein Auto stand ums Eck. Was also tun? Geduckt unter Fenstern vorbeilaufen oder gebückt von Busch zu Busch springen? Camouflagekleidung hatte ich unglücklicherweise vergessen! Der kürzeste Weg führte mich schließlich an den Sträuchern vorbei. Kopf einziehen und los. Da hörte ich plötzlich, dass der Name meiner Tochter gerufen wurde und – schwupps – stand ich in unbequem gebückter Haltung hinter (bzw. fast in) einem Busch und lugte zwischen dem Geäst hindurch, um einmal live zu sehen, was mein Schatz eigentlich so treibt, vormittags ohne die gestrenge Mama.
Mein heimliches Getue wurde jedoch schnell peinlich. Als andere Eltern vorbeikamen, musterten sie mich zurecht skeptisch fragend – eine (junge) Frau halb im Busch lehnend. So etwas kennt man normalerweise nur von Männern. Zum Glück riefen sie nicht die Polizei, aber ich vermute (und hoffe), ich wäre unter Schimpf und Schande fortgejagt worden, hätte ich angefangen, paparazzimäßig Fotos zu schießen.
Ich schlich also alsbald zu meinem Auto. Von ein paar größeren Kindern am Spielplatz neben dem Parkplatz lernte ich dann gleich noch Begriffe, die ich definitiv nicht so cool und witzig fand wie die Buben und Mädchen, welche sich die Wortkreationen gegenseitig an den Kopf warfen. Ich werde wohl eher Albträume davon bekommen, wenn ich daran denke, was da noch so auf mich zukommt die nächsten Jahre!
Was soll ich sagen: Ich glaube, ich möchte gar nicht immer alles wissen! Im Gegensatz zu mir gehört meine Tochter nämlich ganz offensichtlich nicht zu den extrem schüchternen, besonders braven Mädchen. Ich war als Kind ja immer super brav und überangepasst – und bereue es bis heute.
Ja, es geht mir heute noch so: manchmal möchte ich Mäuschen sein. Meine Jungs bei der Arbeit zuzusehen (eine kleine Weile) wäre einfach herrlich. Nur mal so, um einen Eindruck zu bekommen. Sie erzählen mir ja nur das Nötigste. Nach dem Motto: „Wie war es in der Schule?“ „Schön!“. „Was gibt es Neues von der Arbeit?“ „Läuft.“ Aber ich schleiche mich natürlich nicht (mehr) in ihr Leben. Liebe Grüße! Regine
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Vielleicht brauchst Du ein Haustier, um Dich von der freien Zeit abzulenken. Oder einfach ein unsichtbares Antiheinzelmännchen, dass im Viertelstundentakt die Küche, das Wohnzimmer, das Bad, das Kinderzimmer, den Flur einmal umrührt.
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Hm, tatsächlich! Meine Haustiere sind offenbar mittlerweile zu bequem dazu, tagsüber etwas anderes zu tun als sich einmal von der linken auf die rechte Seite (oder auch vice versa) zu drehen 😉
Aber, wenn es erst einmal wieder zurück ins Büro geht (bald, seeehr bald schon – Aaaah!), dann hat sich das Zeitproblem eh auch wieder erledigt, und meine zwei Töchter schaffen es wirklich innerhalb von einer Minute ein Zimmer mit Spielsachen zu fluten!
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Ich sehe … Du fieberst der Zeit entgegen, wo deine Kinder ihr erstes Smartphone haben und du endlich die Parental Control Apps ausprobieren kannst. *gg*
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Oh! Mein geheimer Plan wurde durchschaut! Zuerst die Kontrolle über das Kinder-Handy und dann die Weltherrschaft! *hohoho* Aber ich habe schon zu viel gesagt …
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