Heute möchte ich etwas los werden, was auch einmal gesagt werden muss:

Vegetarier und Veganer laufen oft griesgrämig durch’s Leben.

Über Vegetarier und Veganer wird ja viel Sinn und noch mehr Unsinn verbreitet:

Sie wären radikale Radieschenesser (Sinn) und trügen zur vollständigen Ausrottung des Tofu bei (Unsinn). Sie litten permanent an Mangelerscheinungen (Graubereich: es ist sinnvoll, sich mit B12 zu beschäftigen) und boykottieren Industrien, tun also etwas wirtschaftlich vollkommen Verwerfliches (unter moralischen Aspekten jedoch oft Sinnvolles). Und dann wäre da noch die Griesgrämigkeit.

Wikipedia verrät uns, dass sich Griesgram möglicherweise vom Zähneknirschen ableitet. Bei Veganern knirscht es tatsächlich oft zwischen den Zähnen. Das „Körndlzeug“ und die Karottenstückchen gehen halt nicht runter wie Butter, sondern müssen tatsächlich noch zerkaut werden. Lange, gründlich, knirschend. Soweit, so zutreffend also.

Es gibt aber noch andere Beweggründe dafür, warum Menschen, denen es nicht egal ist, was sie eigentlich essen und woher es stammt, gerade um die Mahlzeiten herum plötzlich mürrisch oder griesgrämig werden. Hier kommen die Beweise:

Beweisstück A

Besuch bei der Schwiegermutter.

Veganerin: „Ist das eine Gemüsesuppe?

Schwiegermutter: „Ja!

Mann der Veganerin: „Hast du Knochen mitgekocht?

Schwiegermutter: „Ja, aber nur Kalbsknochen!

Veganerin sitzt dann griesgrämig bei Tisch und sieht den anderen beim Essen zu. (q.e.d.)

Beweisstück B

(noch vor der Zeit der Deklarationspflicht von allergenen Zutaten)

Vegetarierin in der Betriebskantine vor dem Schild „Bohnengulasch“.

Nachfrage beim Koch, ob es sich um ein vegetarisches Gulasch handelt (optisch nicht feststellbar). Der bemühte Koch bejaht sofort und fängt an die Ingredienzen mit sichtlichem Stolz aufzuzählen:

Da sind nur gute Sachen drin: Bohnen, roter Paprika, Zwiebel, Majoran, Salz, Pfeffer…. und Speck

Vegetarierin schlurft griesgrämig zum Beilagenbuffet. (q.e.d.)

Beweisstück C

(noch bevor es Smartphones gab und Modefische aus möglichst weit entfernten Regionen  regelmässig auf europäischen Tellern anzutreffen waren.)

Der Protagonist, nennen wir ihn Ökofritz, ist in diesem Fall per Definition kein Vegetarier, gehört aber zu jenen Menschen, die sich Gedanken über ihren ökologischen Fußabdruck machen und denen es nicht egal ist, unter welchen Bedingungen ihr Essen zu ihrem Essen wurde.

Wieder die Betriebskantine. Ökofritz vor dem Schild „Pangasiusfilet“. Nachfrage bei der Dame, die die Portionen austeilt:

Was ist denn das, ein Pangasius?

Gelangweilte Antwort: „Ein Fisch„.

Zweiter Versuch, diesmal bei einer Kollegin der Dame:

Was ist denn das für ein Fisch?

Diensteifrige Antwort: „Ein Pangasius!

Ökofritz schlendert zum Tisch, an dem seine Kollegen bereits auf ihn warten, und berichtet leicht amüsiert über die Erfolglosigkeit seiner investigativen Recherche bezüglich der Herkunft und Art eines Fisches namens Pangasius.

O.K., dieser Ökofritz ist eben, wie gesagt, auch kein Vegetarier. Das Beweisstück C wird daher von der Anklage zurückgezogen.

Beweisstück D

Veganerin ist bei einer Freundin eingeladen. Die beiden kennen sich seit … sagen wir einmal einer Ewigkeit. Im Vorfeld wird geklärt, was es zu essen geben wird. Die Freundin selbst zählt weniger zu den Omnivoren, mehr zu den Carnivoren (und am besten alles gebraten; serviert wird dann natürlich mit Gemüse – jenem aus der roten Flasche des glücklichen Heinz).

Freundin: „Vegetarisch … hm … Also Fleisch isst du nicht, oder?

Veganerin (belässt es bei „vegetarisch“, weil „vegan“ oft zu völliger Überforderung des Gegenübers führt): „Nein.“

Freundin: „Aber Wurst schon, oder?

Veganerin schnappt kurz nach Luft und beginnt ungewollt mit den Zähnen zu knirschen. (q.e.d.)

Beweisstück E

Nachfrage bei einem Heurigen:

V: „Haben Sie auch etwas Vegetarisches?“

Wirt: „Hm…Ein Speckbrot?“

V (innerlich kochend): „Haben Sie vielleicht auch etwas weniger Totes?“

Wirt:“???“

Nach einigem Überlegen fügt er philosophisch¹ hinzu: „Ein Eiaufstrich?“

(quod erat expectandum)


Richterspruch

Daher, liebe Mitmenschen:

Solltet ihr einem griesrämigen Veganer oder Vegetarier begegnen, dann schenkt ihm/ihr doch einfach ein freundliches Lächeln.

Es liegt nicht unbedingt am Menschen, dass er/sie so mürrisch scheint!

Es liegt vielleicht nur an den Umständen…

 

¹ Das Ei als Ursprung des Lebens. „Henne oder Ei“ ist übrigens eine der großen Fragen, mit denen sich Veganer nicht auseinanderzusetzen brauchen 😉