Nachdem ich bei der letzten Husten-Fieber-Lotterie nicht nur teilgenommen, sondern sogar einen Haupttreffer gelandet haben dürfte, scheint mir, dass die Keime, Viren und Bakterien, die so herumschwirren oder auch Mal gerne so richtig dran kleben am öffentlichen Leben die wahren Herrscher unserer Welt sind. Für das freie Auge unsichtbar, können sie doch einen Menschen, der um das Zigfache größer ist, locker in die Knie zwingen.
Natürlich aber nur dann, wenn man gedankenverloren und ohne monkartige Reinigungstuchsucht einfach alles angreift. Es geht aber auch anders, wie mir ein junger Mann in der U-Bahn neulich vorführte:
Er stürmte in den Waggon, stellte seine Tasche und einen Coffee-to-go Plastikbecher ab und fingerte nervös nach einem feuchten Reinigungstuch. Kaum hatte er das aus seiner Jacke herausgefischt, schon begann er fast panisch seine Hände und den Becher abzureiben. Abwischen kann man das gar nicht mehr nennen, so wie er schrubbte. Einige Stationen lang war er damit beschäftigt. Der Plastikdeckel ist wohl noch nie (und wird auch nie wieder) so gründlich geputzt worden, wie in diesem Moment, in dem er seiner kurzfristigen Verwendung harrte.
Ich habe ja überlegt, ob ich dem auf Sauberkeit peinlich bedachten und offenbar vor Keimen großen Respekt habenden Zeitgenossen sagen soll, dass es doch noch die altmodische Art gibt, seinen Kaffee einfach zu Hause aus einer abwaschbaren Tasse zu trinken, die nur man selbst (!) berührt. Aber Coffee-to-sit-(at home)-and-drink-where-nobody-can-see-you-drinking-it, das hat keinen Mehrwert, weder für die Selbstdarstellung, noch für die Mülltonne.
Als ich dann noch bemerkte, dass er sowieso Kopfhörer trägt, legte ich mein Vorhaben wieder ad acta. Warum auch sollte er Interesse daran haben, mit Menschen analog zu kommunizieren? Echte Gespräche – das erfolgt meist nicht in keimfreien Zonen, igitt!
To-go ist leider nicht immer der richtige Weg to go. Ganz besonders dann nicht, wenn statt Freiheit und Leichtigkeit Zwänge und schwerwiegende Müllberge daraus werden. Und cool ist am Coffee-to-to sowieso nichts, der ist meistens ebenso brennend heiß wie die Frage, wie man die Wegwerfmentalität unserer Gesellschaft wieder loswerden könnte. Mit einem Reinigungstuch lässt sie sich nämlich leider nicht einfach wegwischen.
Ha, ha, ha…bei aller Keimgeschichte musste ich doch herzlich lachen. Ich warte in dieser Jahreszeit jährlich darauf, dass die ersten Menschen anfangen, sich von den Asiaten anstecken zu lassen und Mundschutz zu tragen. Was den Kaffeebecher allerdings nicht toppen könnte😂
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Wenn man sich einmal bewusst macht, wie viele Arten von Bakterien wo überall leben, dann könnte man leicht eine gewisse Paranoia entwickeln. Aber auch der Mensch hat seine eigenen Strategien, diese einzelligen Invasionen abzuwehren. Das tröstet mich.
Zur Ertüchtigung der Immunabwehr kann man sich beispielsweise mit rotzenden Kindern umgeben. Das beansprucht allerdings mehr Zeit, als ein Reinigungstuch aus seiner Verpackung zu ziehen. 😉
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Genau! Mindestens 1 bis 2 Kinder, die abwechselnd krank sind, ist das beste Fitnessprogramm für das elterliche Immunsystem und schult auch noch die Flexibilität ihrer Planungsfaehigkeiten 😉
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