Wenn die Dorfbewohner in der Großstadt zu Besuch sind, dann …. ist es eigentlich auch nicht so etwas Besonderes für sie, vor allem dann nicht, wenn sie ohnedies jeden Werktag (Urlaube ausgeschlossen) dort verbringen. Für Kinder allerdings ist es doch noch ein Erlebnis. So zum Beispiel, wenn sie auf einer der großen Einkaufsstraßen mit den Eltern bummeln gehen dürfen.

Es entsetzt sie doch tatsächlich, dass sie angerempelt werden, weil sie selbst nur mit ganz kleinen Schritten im Schneckentempo vor sich hintrippeln, während sie das erste Eis des Jahres schlecken (und gehen, staunen und schlecken überfordert selbst manche Erwachsene)

Gut, bei uns im Ort käme so etwas wahrlich nicht vor, weil die Anzahl gleichzeitig auf dem Gehsteig befindlicher Menschen höchstens dann eine Handvoll überschreitet, wenn der Kindergarten oder die Volksschule mittags die Pforten schließen.

Die Freude darüber, Kinderfilme aussuchen zu dürfen im Fachhandelsgeschäft, hat für das Rempelerlebnis entschädigt.

Am nächsten Tag, statt des frühsommerlichen Wetters des Vortages war es eher regnerisch und kühl, wollten die Kinder auch gleich die Filme schauen. Ein Sonntag. Und auch die Eltern freuten sich schon auf einen Film. Ein Walt Disney Klassiker (den sich ja genau genommen M. Mama ausgesucht hatte, denn Klassiker sollte man doch immer zu Hause im Regal stehen haben, nicht nur im Bücherregal).

So kam es, dass die Frühaufsteherfamilie M. Mama um halb 10 Uhr morgens tatsächlich schon wusste wie anders ein amerikanischer Musicalfilm der 30er Jahre aus heutiger Sicht wirkt und doch immer noch Kinderherzen bezaubern kann. Aber was sagt die knapp 6-Jährige zu mir, als ich anmerke, dass es ja noch sehr früh ist und somit der Tag noch lang ist? Dass also noch Zeit für einen zweiten Film wäre, nämlich einen, den sie sich ausgesucht hat (und auf den weder mein Mann noch ich sehr erpicht sind). Und meine üblichen, spaßigen Argumente vorwegnehmend erklärt sie mir auch gleich, dass es in ihrem Zauberland verboten ist, weniger als zwei Filme an einem Tag zu schauen und man unbedingt viereckige Augen haben muss. Runde Augen seien ungesund.

Ich muss sagen ich war kurz baff. Sie entwaffnet mich mit meinen eigenen Worten und dürfte sich auch schon einiges von dieser Pippi Langstrumpf abgeschaut haben!

Apropos kleine, kleine Stadt.

Wobei, unser Ort ist eben weder Dorf noch Stadt, sondern genau genommen eine Marktgemeinde. Wir werden jetzt ultramodern. Davor aber sind wir monatelang eine einzige, große, wandernde Baustelle. Mit „wir“ meine ich jetzt nicht nur meine Familie, mit Baustelle vielleicht schon eher.

Niederösterreich bekommt Glasfaserkabel! Klingt toll. Das heißt aber auch, dass diese Kabel auch verlegt werden müssen. Das ist dann die schlechte Nachricht.

Jedenfalls wollte ich meine Lieben dazu aufmuntern, sich an dem bewölkten Tag aufzuschwingen und einen kleinen Spaziergang wenigstens einmal um den Block zu machen. Nur zu sagen: „Kommt, wir gehen raus!“, bringt bei so einem Wetter nicht wirklich etwas. Da braucht man heutzutage schon einen sogenannten Teaser, weiß doch jeder.

Also sagte ich: „Kommt, wir gehen raus!“ Und dann fügte ich noch verlockend hinzu: „Wir schauen uns an, was die schon aufgegraben haben!

Baustellen anschauen ist für Buben und Kleinkinder immer interessant. Gut, beides in M. Mamas Familie nicht vorhanden, aber mich hätte es wirklich interessiert.

Heureka-Rufe waren keine zu vernehmen, mein Mann warf mir einen sehr verwirrten Blick zu und meine ältere Tochter sah mich an, dann fragte: „Kannst du ein Foto machen?

Irritiert fragte ich: „Von dir?“ Sie hatte sich nämlich gerade ihren Lieblingsrock angezogen. Mit todernster Miene antwortete sie: „Nein, von dem Aufgegrabenen. Ich will nämlich nicht mitgehen.“

Tröööt! Tröööt! M. Mama, wird von einer Straßenwalze platt gewalzt …