Ach, warum nur hatten sie diese Bänke verrücken müssen? Es gab keinen Zugang mehr zu dem kleinen Loch in der Wand und unmittelbar hinter ihr stand die Katze und würde sie jeden Moment erwischen. Die anderen Zugänge zu ihrer Behausung waren außer Reichweite.
Die Augen des hungrigen Raubtiers funkelten glühend rot. Der Maus graute, ihr kleines Herz raste. Ein so furchterregendes Tier hatten sie ihr Leben lang noch nie gesehen und würde wohl auch keines mehr zu Gesicht bekommen, denn das Ende ihres Lebens war zum Greifen nahe.
War es nicht vielleicht sündig, eine Kirchenmaus in der Kirche (!) zu töten? Aber Katzen hatten ja 7 Leben. Denen waren Werte und Religion egal. Die Maus zitterte wie Espenlaub.
Die Katze hob grinsend die Pfote und die ausgefahrenen Krallen blitzten im Mondlicht, das durch das Fenster über dem Altar in das alte Steingebäude fiel, wie Dolche. Im selben Moment zerschnitt ein gräßlich quietschendes Geräusch die tödliche Stille.
Die Kälte des ersten Raureiftages schwappte bei der geöffneten Holztür herein und trappelnd drängte sich eine kleine Gruppe Menschen ins Innere. Die Katze wendete verärgert den Kopf den ungebetenen Gästen zu. Im nächsten Moment wurde sie unter entzückten Quietschlauten in die Höhe gehoben. „Da bist du ja, Knuffi, du Ausreißer!“ riefen die Störenfriede glücklich durcheinander.
„Knuffi?“ kicherte die Kirchenmaus erleichtert und trippelte unbemerkt zwischen den vielen Menschenbeinen hindurch. Im nächsten Augenblick war sie in ihrem Mauseloch verschwunden.
„Knuff“ brummte der Kater verärgert, aber die Familie lachte nur vergnügt und noch mehr Hände zerrauften das glänzende, kohlrabenschwarze Fell. So ein Vorfall war nicht nur einer Katze unwürdig, es war auch höchste Zeit den Zweibeinern endlich zu zeigen, welche Kräfte wirklich in ihm steckten und dass sein Name nicht Knuffi war. „Anton heiß ich!“ knurrte die Katze, aber die Menschen hörten nur „Knuff, knuff“ und lachten begeistert hellauf.
Exakt 300 Wörter sind es diesmal geworden für die abc-Etüden von Christiane, zu den Wörtern von Yvonne (Blog umgeBUCHt):
Raureif
sündig
verrücken
Und wer Anton ist, erfahrt ihr hier: Antons Welt
Seine Rache wird fürchterlich sein, da bin ich mir sicher 😉
LikeLike
Oh je, erst die Maus nicht fangen können und dann noch von den Menschen völlig verkannt werden. Armer schwarzer Kater!
Wenn ich jetzt nicht aufhöre, wird unsere Katze noch böse, sie mochte die Geschichte nicht – im Gegensatz zu mir.
LikeGefällt 3 Personen
Das ist doch mal ene witzige Variante des sündigen Lebens 😉
„Knuffi“, also, wenn ich Katze wäre, dann würde ich mich auch wehren … Anton klingt doch gleich viiiel besser und wetten, Anton hätte noch die Maus gekriegt …
schmunzelnde Grüße
Ulli
LikeGefällt 3 Personen
Knuffi! Also, diese Katze muss wirklich noch mal durch ein Ritual tappen, das kann ja nicht so bleiben, dass er so verkannt wird 😁
Wie schön, Anton ist wieder da!
Liebe Grüße
Christiane
LikeGefällt 2 Personen
Da isser wieder… Knuffi…äh sorry…. Anton😁 ich freue mich immer wieder, von ihm zu lesen (auch wenn ich ihm und seinem Frauchen doch manchmal ein Happy end ohne rotglühende Augen und merkwürdigen Appetit wünschen würde….). Wunderbar geschrieben – Danke dir
LikeGefällt 4 Personen
Danke!
LikeGefällt 1 Person