Inspiriert von den abc-Etüden von Christiane, mit der Wortspende von Red skies over paradise und einer Illustration von lz.

2018_07_2_zwei lz | 365tageasatzaday

Als sie das angekohlte Lesebuch im Garten fand, wurde ihr klar, dass sie professionelle Hilfe brauchten.

Nun saßen sie im Wartezimmer von Dr. S. Froid und warteten, „denn dazu sind Wartezimmer ja da“. So dachte sie und wunderte sich über die seltsamen Kapriolen, die ihre Gedanken im Kopf schlugen, um ihre übergroßen Sorgen und die schreckliche Nervosität zu verdrängen.

Ihr Sohn zappelte mit den Beinen, rutschte mal hier hin, mal dort hin, und auch seine Hände hielten niemals still. „Kannst du bitte aufhören, an der Tapete zu piddeln!“ zischte sie, aber natürlich konnte er nicht, und als sie nach seiner Hand griff, fing er an loszubrüllen.

Die anderen Wartenden sahen streng zu ihnen herüber, ein älterer Herr schüttelte entrüstet den Kopf und eine Frau, die die ganze Zeit nur auf ihrem Handy herumgewischt hatte, kramte jetzt laut schnaufend in ihrer Handtasche, um schließlich ein Headset herauszuziehen und sich die Stöpsel demonstrativ in die Ohren zu stecken.

Sie aber war einem Ohnmachtsanfall nahe, musste nun aber da durch – gemeinsam mit ihrem Sohn. Muttersein hatte sie sich eigentlich ganz anders vorgestellt, aber das Leben hält eben immer Überraschungen bereit.