Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Worte Bürde, speckig und schieben, die  Christiane für die erste abc-Etüde des neuen Jahres ausgegeben hat, scheinen in mir – warum auch immer? – irgendwas mit Büchern in Gang zu setzen. 

Diesmal hoffentlich wirklich nur maximal 10 Sätze (sonst zählt meine kleine Tochter schon bald besser als die Mama – allerdings fängt sie meistens gleich mit 8 an 😉 )

Illustration vom Etüdenerfinder, Herrn lz.

2018_02.18_2_zwei_lz | 365tageasatzaday

„Das muss der Buchladen sein, in dem das Christkind und der Osterhase einkaufen!“ rief Lukas, packte seine kleine Schwester und zog sie schnell zu sich.

Dann drückten sich die beiden die Nasen an dem schmalen, schmutzigen Schaufenster platt und bewunderten mit glänzenden Augen die vielen Kinderbücher, die halb verstaubt und völlig durcheinander, zu kleinen Bergen aufgetürmt, auf einem ehemals dunkelblauen, längst vom Sonnenlicht ausgebleichten Stoff mit gelben Sternen lagen.

„Da ist das Buch, das du zu Weihnachten bekommen hast und dort liegt das Buch, das mir der Osterhase im Frühling gebracht hat!“ rief Lukas und zeigte dem Mädchen aufgeregt wo er die ihnen bekannten Bücher unter all den anderen entdeckt hatte.

Die Mutter lächelte nur und versuchte die beiden Kinder von dem kleinen, schmuddeligen Laden loszueisen und die Straße entlang weiter zu schieben, denn ihre Einkaufsliste war noch lang, aber die zwei schlüpften einfach unter ihrem Arm durch, sprangen die flache Stufe hinauf und waren auch schon drinnen in dem Laden.

Ein Glöckchen läutete hell und klar und fast süß melodisch, von der Türe beim Öffnen und Schließen angestoßen, und aus einem Hinterzimmer kam ein seltsam blass aussehender Mann mit speckiger Lederhose und roten Hosenträgern über dem blütenweißen Hemd.

Die Kinder beachteten ihn gar nicht, sondern hüpften nervös vor den Regalen umher und versuchten möglichst alle Bücher anzuschauen, während sich ihre Mutter ein bisschen darüber wunderte, dass nirgends Preisschilder zu entdecken waren.

„Entschuldigen Sie bitte, aber wir wollten uns nur kurz umsehen“ erklärte sie und drängte die Kinder schon bald wieder hinaus, weil ihr der Verkäufer unheimlich erschien, in seiner kurzen Hose, jetzt, mitten im Winter und noch dazu in einem so schlecht geheizten Verkaufsraum.

Als die Türe hinter den dreien zufiel, schlurfte der hagere Blasse zurück in das Hinterzimmer und bedeutete dem Osterhasen und dem Christkind, die gerade bei Kaffee und Kuchen saßen und ihn erwartungsvoll ansahen, dass sie wieder alleine waren.

„Ach Gabriel, du weißt gar nicht, welche Bürde es ist, sich nur einmal im Jahr den Menschen kurz nähern zu dürfen“ seufzte das Christkind und lud dem Osterhasen, der zustimmend nickte, zum Trost noch ein großes Stück Karottenkuchen auf den Teller.