Hoppla! Der Titel sollte eigentlich lauten: Aber Drama Queen! Doch irgendwie schwirrt mir seit Tagen ABBAs Dancing Queen im Kopf herum und hat sich dort so festgesetzt, dass es fast alles übertönt. Perseveration nannte das mein Lateinlehrer, aber so krankhaft ist es zum Glück noch nicht. Nur ein Ohrwurm, kein Fall fürs Krankenhaus. Dort wären wir neulich abends jedoch schon fast gelandet. Das kam so:

Tag X

Ich saß mit E auf dem Boden, um ein Gesellschaftsspiel zu spielen (bei Würfelspielen mit kleineren Kindern bietet sich der Boden immer an, dann muss man nicht dauernd vom Tisch aufstehen und den hinuntergerollten/geworfenen Würfel aufheben).

Die kleine Z drehte ihre Runden auf dem Rutschmoped und sauste wieder und wieder an uns vorbei. Und dann plötzlich und ganz ohne Vorwarnung fuhr sie ungebremst in E hinein bzw. über deren Hand.

Kinderhände sind ja eher zart und klein, Elternsorgen immer groß. Die Frage, die im Raum stand, genauso wie die schuldbewusste Z, lautete: Wieviel Schaden ist entstanden?

Die Verfärbung des Handrückens konnte nicht einwandfrei dem Unfall zugeordnet werden, da zuvor auch noch mit der Schminke von Halloween hantiert worden war (die sich überraschend schlecht abwaschen lässt). Hatten wir es nun also mit einer behandlungsbedürftigen Verletzung zu tun?

Der Übergang zwischen überbehütenden Helikoptereltern und absoluten Rabeneltern ist manchmal fließend. Genauso wie die Tränen, die flossen. Das weinende Kind versuchte schließlich auf Anweisung der Mutter (Arztserien-geschulte Intuition!), die Finger zu bewegen. Das Ergebnis: Es tat weh. No na ned auf gut Wienerisch.

Wir waren um nichts klüger. Da ein abendlicher Besuch im Spital auf jeden Fall zeitintensiv sein würde, beschlossen wir, erst einmal zu Abend zu essen (Rabenelternhinweis No. 1). Doch hungrig ins Krankenhaus zu fahren ist sicher keine gute Idee. Während des Essens zeigte sich, dass die Hand vor allem dann schmerzte, wenn E an die Verletzung dachte. Und nach dem Essen gingen die Töchter erst einmal spielen, wobei E auch mit ihrer (schwer?)verletzten Hand Spielsachen fast wie gewohnt angriff.

Die Alarmstufe wurde zurückgeschraubt.  Die Eltern beschlossen, die Nacht abzuwarten und erst am nächsten Tag gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen (Rabenelternhinweis No. 2).

Tag X+1

Am Morgen schien das ganze schon fast vergessen. Wir Eltern zwinkerten uns unauffällig zu während wir E zusahen, wie sie beide Hände wie immer verwendete.

Hatte mein Mann also Recht gehabt: Es war nichts Schlimmes passiert.

Plötzlich jedoch hielt E inne, lief zu mir und sagte:

„Mit dieser Hand kann ich so und so machen“. Dabei streckte sie erst die Finger aus und bildete dann eine feste Faust.

„Mit der Hand kann ich aber nur so machen“. Dabei hielt sie mir ihre kleine Hand halbgeöffnet, fast wie Captain Hooks Klaue, theatralisch direkt unter die Nase.

Mein Mann und ich schauten uns erschrocken an. Dann prusteten wir los (Rabenelternhinweis No. 3). E hatte uns nämlich die falsche Hand als die eingeschränkt funktionsfähige vorgeführt. Als wir sie lachend auf ihren Dramaqueen-Fehler hinwiesen, meinte sie nur überrascht „Oh!“ und kicherte.

Rabenelternentkräftungshinweis: Um jeglichen Zweifel aus der Welt zu schaffen und die moderne Überfürsorge unsererseits auch festzuschreiben, sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir letztendlich noch zu einem Arzt gefahren sind – sicher ist sicher.

Und jetzt für alle ABBA Fans: