Ich müsste aufstehen.

Gleich werde ich es tun. Nur einen kleinen Moment noch. Die Gedanken liegen so bequem herum, dass sie sich gar nicht von der Stelle rühren wollen. Die Trägheit hält mich zurück. Physikalisch ist leicht erklärt, warum einem das Aufstehen oft so schwer fällt. Der Schwerkraft ist viel zu verdanken, aber die Kraft aufzubringen fällt tatsächlich oft schwer und Weg mal Kraft ist nun einmal Arbeit.

Unbezahlte Arbeit – davon habe ich als Mutter ohnedies genug. Aufräumen (ordentlich, ohne große Diskussion) – das macht man besser selbst, genauso wie kochen (weil man ohne Kinder einfach Lichtjahre schneller ist und nachher weniger sauber zu machen hat) und den ganzen Rest des Haushalts, soll er so erledigt sein, wie es sich das perfektionistische Ich ausmalt. Wobei der Perfektionismus in Bezug auf die Agenden im Haus ohnedies schon auf „erledigt und das möglichst rasch“ zurückgeschraubt wurde.

Gleich werde ich also aufstehen. Es muss sein. Die Pflicht ruft. Ich höre sie geradezu: „Aufstehen! Jetzt!“ Und was antworte ich? „Gleich“ murmle ich fast genervt und vergrabe mich in den Polster. „Gleich“ diese Antwort haben meine Kinder auch schon gelernt. Das rufen sie, wenn sie sie wissen, dass sie etwas anderes tun sollten, aber eigentlich nicht wollen. „Gleich“ ist das höfliche „Ist mir egal, aber ich tue so, als ob es mich tangiert, damit ich keinen Ärger bekomme“

Einen Moment bleibe ich noch liegen. Nur einen kurzen Moment. Dann stehe ich auf, ganz sicher …

gleich