Früher nannte man es eine Ente. Sie tauchte gelegentlich in Zeitungen auf. Heute weiß man oft gar nicht mehr, ob man es überhaupt noch mit einem Vogel zu tun, wenn man das Gezwitscher wahrnimmt. Schräge Vögel sind es allemal, die zu jeder Tages- und Nachtzeit, ganz besonders morgens um 4 Uhr der Welt ihre Meinung kundtun. „Jeder hat ein Recht auf meine Meinung“ schallt es allerorten. Wer das nicht akzeptiert, hat bald keine Rechte mehr.

En/ttarn\te Enten waren das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt wurden. Druckerpresse aber braucht man heute nicht mehr, um die Welt an der Nase herumzuführen oder sie mit selbiger (der Nase) darauf zu stoßen, was sich Wahrheit nennen könnte, wäre es denn bloß wahr.

Gespielt wird mit Worten so wie man es mit den Werten tut: Man nimmt sich selbst ernst und alles andere auf die leichte Schulter. Das Geflügel hat längst vom Boden der Realität abgehoben.

Verwirrt?

Wohl kaum, denn man ist es leider schon gewohnt, Sinn nicht mehr zu vermissen. In Satzfragmenten, deren natürliches Ende ein rundes, gelbes Gesicht hat. In seichten TV Diskussionen, auf allen Medien und Kanälen. Tiefer graben, tieferer Sinn? Selten. Mehr als 144 Zeichen will doch keiner mehr auf einmal lesen zu einem Thema. Preisverdächtig sind solche schriftlichen Werke nicht, verdächtig aber schon. Ein Generalverdacht gegen alles und jeden ist die Mutter der Porzellankiste. Lebt denn die Katze darin überhaupt noch, nachdem der Elefant durchmarschiert ist? Das weiß man nie. Tot oder lebendig – irgendwie kommt man immer raus.

Es maunzt. Wir atmen auf und vergessen die Katze auch gleich wieder. Der Deckel bleibt zu. Die Konzentrationsspanne ist sowieso nur eine kur…

Zen-buddhismus? Alle nicken wissend, keiner weiß wirklich mehr. Schweigen und sich nichts anmerken lassen. Wirkt inspiriert und vergeistigt, wenn man nichts hinzufügen muss. Der Geist kann getrost unbelastet bleiben. Es wird – ratzfatz – gegoogelt. Früher wälzte man Brockhaus oder Enzyklopädien. Wissenserwerb durch Wissen um Rechtschreibung. Das Wort finden – eine Kunst. Künstliche Intelligenz nimmt uns fast alles ab, vor allem die Intelligenz.

Auf der Linie zwischen Wahrheit (zumindest objektiv Bestätigbarem) und subjektivem Wunschdenken und populären Sprüchen zu verweilen ist ein Drahtseilakt, den viele einfach überspringen. Ab ins Postfaktische, in die alternative Wahrheit.

„Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt“ – das klang so lieblich aus dem Mund eines rotbezopften Mädchens. Es klingt furchterregend aus dem Mund des mächtigsten Mannes der Welt. Wer hat ihn dazu gemacht? Menschen geben anderen Menschen Macht. Macht leider nicht immer nichts, sondern oft sehr viel aus. Macht macht aus Menschen Handpuppen, die nach ihrer Pfeife tanzen.

Hoffen wir mal, dass das alles nur Enten sind, wenn wir es wieder wütend zwitschern hören.


Weil es zum Thema passt und einfach immer wieder großartig treffend ist: Der amerikanische Traum – Trump-Edition