Kennt noch jemand diese „Liebe ist …“ Bilderserie (die Bezeichnung Comic finde ich nicht richtig passend in diesem Fall) mit dem Buben und dem Mädchen, die offenbar trotz ihres irgendwie kindlichen Aussehens ziemlich viel Ahnung von Liebe und allem Drumherum haben?
Da ich mich ja fast noch genau so jung wie das blonde „Liebe ist“-Mädchen“ fühle, darf ich heute einmal ein paar Weisheiten über die Ehe loswerden, denn Tante Tex hat bei ihrem letzten Story Samstag dazu aufgerufen.
Ehe ist …
… dem anderen auch einmal Urlaub alleine gönnen (und danach die Zeitspanne der Ewigkeit messen, denn Singleurlaub ohne Kinder gibt es schließlich nur gegen „ewige“ Dankbarkeit)
… nie in die Verlegenheit zu geraten, den gegenwärtigen Partner mit dem falschen Namen zu bezeichnen: Man sagt einfach „mein Mann/meine Frau“ oder alternativ, je weiter man nach Ostösterreich kommt, auch „da Oide/mei Oide“ (wobei ich hier interessant finde, dass sich das Hauptwort selbst nicht mehr dem Geschlecht anpasst, nur das besitzanzeigende (!) Fürwort. Allzu gute Worte hat da Oide für die Oide jedoch womöglich nicht mehr übrig – aber lassen wir das)
… das, wovor dich deine Freunde schon als Kinder gewarnt haben: Vor der Hochzeit pflückst du Rosen, nach der Hochzeit flickst du Hosen. Diesen Spruch habe ich nicht nur einmal im Poesiealbum stehen. Aber ich muss sagen: Das stimmt so nicht! Die Hosen flickt noch immer meine Mutter, weil ich näherisch kein sonderliches Geschick an den Tag lege …
… das, was mit einer simplen Unterschrift und ein bisschen Tamtam beginnt, wobei das Tamtam ziemlich viel Vorbereitung erfordert, ein bisschen was kostet und noch lange nachhallt
… das, was nach dem Antrag gewöhnlich irgendwann nachfolgt, wobei man oft mehr Mut für die Antragseinbrinung braucht, als für die Eheschließung selbst
… das, was in 50% der Fälle nicht ein Bund fürs Leben wird
… das, was die gelegentlichen Scherben über die Jahre zusammenhält
… die Brücke zwischen zwei Menschen, die gelegentlich unpassierbar scheint
… eine Verbindung mit sehr unterschiedlicher Halbwertszeit (Alltagsexperimente zeigen, dass sie irgendwo zwischen ein paar Tagen und der Hälfte des restlichen Lebens liegt)
… ein Wort, das von vorne und hinten gleich ist (ein … Palindrom, genau!), nur in der Realität ist es von vorne meist ganz anders als von hinten betrachtet
… ein Wort, das auch als kleingeschriebenes Wörtchen existiert, aber dann „bevor“ heißt: Jedoch, ehe die Ehe vollzogen ist, gilt sie für viele gar nicht. Dann wäre „ehe“ nichts und „Ehe“ alles – aber das wird jetzt zu verwirrend
…der Nährboden für so manches Früchtchen
… etwas, das Menschen entzweit – nicht nur in Bezug auf die Einstellung gegenüber der Institution Ehe, sondern oft genug auch die Eheleute selbst
… ein Ereignis, das einem eine Schwiegermutter beschert!
… ein Ereignis, das durch ein Versprechen zustande kommt. Nun, versprochen habe ich mich ja schon öfter, aber noch nie so nachhaltig, wie das eine Mal
… für manche das Beste und daher trauen sie sich gleich mehrfach
… wie eine Wanderung mit vielen Höhen und Tiefen, Abzweigungen und verschlungenen Wegen (und es gibt weder GPS noch Karten, die einen durchleiten)
… ein ruhiger Fluss oder auch die tosende Brandung
… manchmal ein Drahtseilakt, manchmal ein sicherer Hafen
Ehe ist eine vertraglich geregelte Partnerschaft, die auch im besten Fall kein Happy End hat. Denn der beste Fall ist, wenn der Tod sie scheidet.
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Vor der Hochzeit pflückst du Rosen, nach der Hochzeit flickst du Hosen. Waaa – ja – den Satz habe ich ja wirklich seit der Kindheit nicht gehört. Ach was ein Flashback…hihihi….Ich habe mich nicht getraut – aber der Schwiegermutter bin ich dadurch auch nicht entkommen 😉
Nein – sie ist meistens ok.
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Meine zum Glück auch 😉
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😁👍😊
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Sehr schön geschrieben, wirklich…
Ihr flickt tatsächlich noch Hosen? LG Ela☕
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Nur für die Kinder ab und zu, wenn die Tochter beim Erklimmen des Baums gleich die neue Hose zerreißt 😉
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oder auch: „eher“ geht das Kamel durchs Nadelöhr als dass du durch die Ehe ins Paradies eingehst.
Übrigens: Ehejoch. Im griechischen heißen die Eheleute σύζυγοι (syzygoi), „gemeinsam unters Joch Gespannte“ wie die beiden Ochsen, die den Pflug [bers Feld ziehen (zogen). Dafür war die Ehe wohl anfangs da. (Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot ….)
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Ha! 🙂 Da ist das Griechische ja mal wieder sehr treffend *kicher*
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Ach ich denke oft genau an diese Dinge einer schon länger bestehenden Ehe, wenn ich erlebe, wie sich junge Paare in die Hochzeitsplanung stürzen. Und oft denke ich dabei, dass sie hoffentlich noch genausoviel Willen und Energie haben, wenn irgendwann mal der „Ernst der Ehe“ beginnt.
Ich bin mal hoffentlich nicht zu neugierig: wie lange seid Ihr verheiratet?
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Bis zur silbernen Hochzeit haben wir noch etwa 20 Jahre Zeit. Ist also eigentlich noch recht taufrisch das Ganze und doch scheint die Zeit davor eine Ewigkeit her 😉
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So schön geschrieben. Die „Liebe ist“ Reihe habe ich als Kind geliebt. Schade, dass es sie nicht mehr gibt. Damals gab es sogar Aufkleber davon.
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Ja, früher sah man die zwei Verliebten überall 🙂
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Sehr schöner Beitrag. Besonders berührt hat mich dieser Satz „… die Brücke zwischen zwei Menschen, die gelegentlich unpassierbar scheint“ der erinnert mich sehr an meine Situation.
Alles Gutes!
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Danke sehr. Dir auch alles Gute!
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Danke
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