Morgens sind die Kinder früh fertig und wir fahren überpünktlich ab. Ein guter Start in den Tag.

In Gedanken verplane ich schon die gewonnene Zeit bis … der LKW vor mir plötzlich die Warnblinkanlage einschaltet und auf der Autobahn alles zum Stillstand kommt.

Stau.

Innerhalb von Sekunden geht gar nichts mehr. Wäre ich nur auf der linken Spur gefahren, dann hätte ich es an der Unfallstelle vielleicht noch vorbei geschafft. Ich wünschte, ich hätte die Landstraße genommen, dann würden wir jetzt nicht hier festsitzen. Zum Warten verdammt. Hätte, wäre, würde, wünschte – es hilft alles nicht. Wir stehen und schauen und warten und schauen. Doch es gibt nicht viel zu sehen, nur Autos und Lastwagen rund um uns und der flüssige Verkehr, der ungehindert in der anderen Richtung dahin braust.

Und natürlich das Ausfahrtsschild. 1 km. Direkt vor unserer Nase. Ein unendlich weit entfernter Kilometer.

Z wacht auf und beginnt zu weinen, weil wir stehen. Kein sanftes Schaukeln, kein leises Brummen des Motors. Wir singen Lieder, ich klatsche und begleite mich selbst mit Gesten, die Kinder machen mit. Menschen steigen aus den Autos, gehen herum, versuchen zu sehen, was los ist.

Warten.

Dann nach einer halben Stunde rollt die Kolonne ganz langsam an. Im Schritttempo nähern wir uns der Ausfahrt. 1 km. Endlich geschafft.

Ich werde heute viel zu spät kommen ins Büro. Ärgerlich, eigentlich. In den Nachrichten höre ich, was passiert ist und schaue kurz in den Rückspiegel zu meinen Töchtern in ihren Kindersitzen. Sie spielen miteinander und können sich gar nicht halten vor Lachen.

Für uns ist es noch immer ein guter Tag.