An manchen Tagen geht einem alles leicht von der Hand. Schwungvoll nimmt man die Alltagsaufgaben (hin) und im Geiste finden sogar noch ein paar Tagträume Platz. Alles ist schön säuberlich aufgeräumt oder hat zumindest seine eigene Ordnung und scheinbar stimmige Harmonie, über die man leichten Fußes hinwegschreiten kann.
Den Rest der Zeit strudelt man sich durch und strampelt sich ab.
Und für die verbleibenden Momente (mathematisch Pendantische mögen über die fehlerhafte Addition hinwegsehen) gilt, dass der Anfang vom Ende nur ein kurzer ist, mehr ein Vorspiel zu einer unabwendbaren Serie von unglücklichen Fügungen bis hin zum bitteren Ende des Endes eben.
Wird der verzweifelte Mensch nach und nach eingeholt von kleinen und großen Widrigkeiten, so mag er doch dazwischen kurz verweilen, ein Glas frisch gepressten Karottensaft in die Hand nehmen, um über die Endlichkeit nachzusinnen, während die Vitamine süßlich den Schlund hinunterrinnen – und über das T-Shirt. Über jenes hat man in der hektischen Erwartung der kurzen Pause die Hälfte vergossen, auf dass nicht ein Moment der Ruhe die alltägliche Eile lästig unterbräche.
Tröstlich vielleicht, dass es nicht das Ende der guten Tage ist. Jene sind längst vorbei und werden doch – in anderer Gestalt – irgendwann wieder kommen. Ein Kreislauf. Bestimmt. Solange es den Menschen gibt, wird es auch Glück und sein Gegenteil geben.
Der Abschied beginnt im Geiste schon dann, wenn man erkennt, dass sich nicht alle Flecken einfach abwaschen lassen. Nicht alles kann ungeschehen gemacht werden. Positives Denken stößt an seine äußersten Grenzen.
Seufzend sieht man sich die kurze Stummfilme an, welche die Erinnerung aus den tiefsten Winkeln des persönlichsten Fundus herausgegraben hat und ungefragt abspult. Vergangene Zeiten, die in Textilien so fest verwoben waren, dass sie beim Tragen nie kratzten. Übergestülpt über das gegenwärtige Leben, der Faden zwischen Gestern und Heute.
Gestern warst du noch heil, mein Lieblings-T-Shirt. Befleckt wie du vor mir liegst, verbanne ich dich heute schweren Herzens in die Schublade zu den Nachtshirts. Der Anfang vom Ende. Der erste Schritt des sanften Abschieds – für immer.
Sehr schöner Text! Ich finde, dir gelingt die Verknüpfung des Banalen mit dem Tiefgründigen sprachlich elegant und inhaltlich überzeugend!
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Vielen Dank!
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Schöner Beitrag, seufz…ja, alles ist irgendwie vergänglich, alles ist auf Zeit zu betrachten. Das Leben…LG Ela☕
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Mhm, so ist es wohl 😉
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Ich stelle mir gerade vor, wie sich die Lieblingsfarben von Müttern schleichend von sanften, unaufdringlichen Pastelltönen zu kräftigem Rot oder Orange wandeln, weil nur in Haushalten mit kleinen Kindern die Gefahr einer Karottensaft-Kontamination besteht. Das würde dieses – tatsächlich höchst traurige Drama – verhindern.
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Trinkst du keinen Karottensaft?! Ich liebe den. Aber wahrscheinlich bist du nicht so ungeschickt wie ich: Besonders wenn es schnell gehen soll – schwapp! grrr
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Ich trinke tatsächlich eigentlich nur Maracuja-Saft … Oder auswärtig Orangensaft, weil die meisten Lokale keinen Maracuja-Saft haben. Und mit irgendwas muss man den Billig-Vodka ja strecken. 😉
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Das verstehe ich! Vodka geht nur zitronig oder orange (oder aber ganz herb tomatig) 🙂
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Bloody Mary wiederum finde ich … Ach, ich kann einfach nicht mit Gemüsesaft. *gg*
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Karottenflecken geht doch noch. Sonne lässt sie verschwinden. Draußen in der Sonne trocknen lassen und dann sollten sie weg sein. Es gibt schlimmere Flecken
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