Wenn man krank ist, und den Gang zum Arzt antritt, dann nicht immer nur, um eine Krankmeldung zu bekommen, sondern in besonders schlimmen Fällen, auch um Heilung zu erfahren.

Besonders schlimm werden die Fälle gewöhnlich erst, nachdem man vorsorglich Dr. Google befragt hat. Man will ja nicht wegen einer 0815-Krankheit gleich zum Arzt laufen. Gibt man die Symptome in die Suchmaschine ein, kann man sich Minuten später schon nicht mehr zwischen den möglichen fatalen Krankheitsverläufen, die zur Auswahl stehen, entscheiden. Ein Arzt aus Fleisch und Blut muss her! Schnellstens, denn die Ungewissheit ob der vielen schlechten Aussichten ist noch weniger zu ertragen als die Symptome der Krankheit an sich.

Einige Stunden Wartezeit später und vom Fachmann beruhigt, dass es sich doch nur um eine gewöhnliche Ausprägung eines Alltagswehwehchens handeln dürfte, versucht man zu Hause dann die vorgeschriebene Kombination aus Menge des zu applizierenden Mittels und Uhrzeit, wann die Applikation zu erfolgen hat, im Fieberwahn oder leicht apathisch vor Schmerz hinzubekommen.

Und siehe da! Es wirkt!

Dort wo es wirken soll … und andernorts, wo es nur als gelegentliche Nebenwirkungen (1 bis 10 von 1000) auftreten sollte.

Also z.B. der Rückenschmerz ist weg, aber Handflächen und Fußsohlen kribbeln und jucken und brennen, dass man die nächsten paar Stunden genug damit zu tun hat, sich zu kratzen wie ein Affe mit Flohplage.

Oder das eine Auge, welches mit der Kralle der Katze zusammengestoßen, ist tut gar nicht mehr so weh, weil jetzt beide Augen zugeschwollen sind wegen der Konservierungsstoffe in der Salbe. (Hier wird dann aus dem Wiederaufsuchen des Arztes, um sich eine andere Salbe verschreiben zu lassen, übrigens im wahrsten Sinne des Wortes ein Suchen – so ganz ohne Hilfe des üblichen Sehfeldes.)

Nebenwirkungen haben aber den wunderbaren Effekt, dass man sich den Namen des Präparats richtig gut einprägt, wie kompliziert er auch sein mag. Der fällt einem immer ein und immer mit dem Nachsatz: „Das vertrage ich nicht“.

Immer. Bis … ja, bis eines Tages der Rückenschmerz so schlimm ist, dass man nächtens zum Medizinschrank pilgert, um festzustellen, dass es genau eine Schachtel gibt, deren Beipacktext Linderung bei genau dieser Art des Übels verheißt.

Nur dumm, dass die Schachtel den bösen Namen trägt, den man immer nur zusammen mit einem warnenden „Das vertrage ich nicht“ ausspricht.

Aber wenn es dunkel ist, und die dem Schmerz geschuldete Schlaflosigkeit den Geist umnebelt, hält man Geistesblitze der Art: „Wer weiß, vielleicht war die einmalige Unverträglichkeit seinerzeit ja eben wirklich nur etwas Einmaliges?“ für ausgezeichnete Ideen.

Und, erraten? Natürlich war es einmalig.

Einmalig dämlich von mir, zu glauben, es könnte diesmal ohne Nebenwirkungen ablaufen. Aber der Schmerz ist vorläufig weg. Ha!

Ich muss mich nur jetzt entschuldigen und sehen, ob mich die Katzen zum Kratzbaum lassen, meine Hände und Füße jucken nämlich wie verrückt …

kratzbaum
Der Wächter auf seinem Posten. Störungen untertags durch „niedriges Fußvolk“ (ohne Futter) werden nicht gerne gesehen …