Einmal im Jahr gibt es den großen Sprung: Plötzlich ist man ein Jahr älter. Ohne Vorwarnung passiert das, einfach so. Bämm! Also, fast ohne Vorwarnung. Abends geht man schlafen und wenn man aufwacht, ist man angeblich ein Jahr älter.

Ganz schlimm wird es, wenn man sich bei Umfragen plötzlich in einer anderen Altersklasse wiederfindet, oder aufgrund von Stichtagen ganze Lebensjahre „verwarten“ muss (Schuleinschreibung, Wahlberechtigung).

Eigentlich ist das Altern ein langsamer, oft unmerklicher Prozess, der am Tag der Geburt beginnt und das ganze Leben dauert. Immer wieder geht es ein Stückchen nach vorne, dann gefühlt auch wieder ein bisschen zurück, einmal schnell, dann wieder ganz gemächlich. Und dazwischen gibt es …

den Moment, in dem man eine blöde Grimasse schneidet, weil man an einem Frontkamera-Radargerät vorbeibraust

den Moment, in dem man das Autoradio richtig laut aufdreht, obwohl man das Lied gar nicht kennt, eben weil man das Lied gar nicht kennt und den Takt dazu auf dem Lenkrad mitklopft

den Moment, in dem man das Kleingedruckte auf einer Verpackung nicht mehr lesen kann, aber doch sicherlich nur, weil es rote Schrift auf schwarzem Hintergrund ist

den Moment, in dem man über sich selbst lacht, weil man das einzige Ding, weswegen man in den Supermarkt gegangen ist, vergessen hat zu kaufen und trotzdem mit einer vollen Einkaufstasche nach Hause gekommen ist

den Moment, in dem du dich fragst, warum die Welt so ist, wie sie ist

den Moment, in dem du dein Kind lobst, weil es sich die Schuhe verkehrt herum angezogen hat, aber ganz alleine, ohne Hilfe

den Moment, in dem du das Leben richtig genießt

den Moment, in dem dir vor Augen geführt wird, dass die Anzahl deiner Momente nicht unbegrenzt ist

den Moment, in dem der junge Arzt, der Wochenenddienst hat, zum dritten Mal seinen Oberarzt anruft, weil er die Verantwortung nicht alleine tragen will, wenn er dich einfach wieder nach Hause schickt

den Moment, in dem du bemerkst, dass du den Moment gar nicht genützt hast