Letzten Sonntag haben sich einige von Euch an der von mir initiierten Umfrage beteiligt – vielen Dank dafür! – und mir auf diesem Wege nicht nur mitgeteilt, dass ihr gerne Knöpfe drückt, sondern auch, dass politisches Interesse (für manche sogar am Nachbarland) durchaus gegeben ist. Immerhin liegen „Demograssie – ist das ansteckend“ und „Plan A für alle bis Ö für Österreicher“ ex aequo vor den anderen Themen, die uns 2017 schon beschäftigt haben.

Wer die Wahl hat …

Mein Wunschthema war aber nunmal der, am dritten Platz abgeschlagen gelandete Abkürzungsdschungel. Immerhin noch eine Stockerlplatzierung. Die Wahlbeteiligten wollten ihn offenbar aber nicht unbedingt mit mir gemeinsam durchwandern und seine vielfältigen Bewohner bestaunen. Nun ja, es war eine demokratische Wahl, ich habe den Mehrheitswunsch zu akzeptieren.

Jetzt könnte ich also sagen: Passt schon! No problem! Alles bestens! Oder irgendetwas daherfabulieren über Demokratie, die alten Griechen, meinen Ausflug in die Politikwissenschaft und die Tatsache, dass „grassierend“ vom lateinischen gradus, Schritt kommt, wo doch auch demokratische Zustände vielerorts nur schrittweise erreicht werden, während sie andernorts bei jeder Entscheidungsfindung an den Haaren herbeigezerrt werden, um nur ja nicht alleine eine Entscheidung treffen zu müssen und für ihre Konsequenzen womöglich auch noch verantwortlich gemacht zu werden.

Oder ich tue das, was Politiker nach einer Wahl am liebsten tun, wenn sie nicht nach ihrem Wunsch ausgegangen ist: Den  Wählern danken, ihren Wunsch weitestgehend ignorieren und business as usual betreiben.

Folglich gibt es heute den Nachfolgeartikel zum letzten Sonntag rund um Abkürzungen in voller Länge:

Mama im Abkürzungsdschungel

Entwarnung vorab: Lang wird es nicht werden, weil es ja um Kurzes gehen soll.

In den Dschungel geraten bin ich natürlich nicht etwa deshalb, weil ich ein Star wäre, sondern weil ich neuerdings tatsächlich Abkürzungsverzeichnisse führen muss, wenn ich in Besprechungen sitze oder für meine Arbeit relevante Artikel lese.

Mein Eindruck: Die Abkürzungen nehmen überhand, über kurz oder lang werden sie uns über den Kopf wachsen. Sie drängen sich vor, überall hinein und sind ausgesprochene Undinger. Die SMS hat den Untergang der (Langform-) Kommunikation eingeläutet, ganze Sätze geraten ins Hintertreff und damit in Vergessenheit. LOL-5P34K RULEZ!

Selbst im Kindergarten wird das Erscheinen der abholenden Eltern nur noch mit einem „X, abgeholt!“ angekündigt, als ob es eXtra viel Mühe machen würde noch ein „du wirst“ einzufügen. Vielleicht ist das auch die neue Umsetzung des häufig gedruckten Kindergarten-Leitbild-Satzes „Wir holen ihr Kind dort ab, wo es in seiner Entwicklung gerade steht„. Mit dem verkürzten „Abgeholt!“ wird das gute Kind aber sprachlich noch einige Zeit am selben Fleck stehen bleiben.

Abkürzungen sollte man erst lernen, wenn man die Langform beherrscht. Sätze durch einzelne Wörter und Wörter durch herausgepflückte Buchstaben ersetzen, wenn es für die Kommunikation ausreichend ist, aber bitte das Gesundschrumpfen nicht übertreiben.

Gesundschrumpfen ist übrigens eine dieser großartigen, deutschen Wortschöpfungen, die an übergroße Zwerge und kränkelnde Riesen denken lässt. Das englische „downsizing“ klingt daneben viel zu trocken und kaufmännisch, um nicht zu sagen businesslike. Schrumpfen kann nur, was zuvor gewachsen ist. Also bitte: Abholzung im Abkürzungsdschungel und Aufforstung der Sprache. Sie ist ein zartes Pflänzchen, das gepflegt werden will.

In diesem Sinne:

Thx & c u NT (tbd)

lg *wink*

Eure M.Mama

574Y kewl!