Es gibt viele berühmte Briefwechsel, die man auch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte später noch nachlesen kann – Rainer Maria Rilke, Walter Benjamin, Thomas Bernhard, Albert Einstein, die Bernoullis, Goethe und Schiller und noch viele mehr. Weniger berühmt, aber dafür umso herzlicher sind wohl die Briefe, die Kinder an das Christkind, den Weihnachtsmann oder den Nikolaus schicken. Letzteres haben wir neulich getan. Immerhin muss der Nikolaus nicht nur Geschenke für alle Kinder an einem einzigen Tag ausliefern, er muss auch die jeweils richtigen rechtzeitig besorgen. Mit schriftlichen Unterlagen geht so etwas viel leichter. Deshalb helfen wir ihm mit einem Wunschzettel. Aber nicht nur der Brief selbst muss geschrieben werden, auch die Kuvertbeschriftung ist essentiell.

Meine 3-Jährige ist derzeit ganz versessen darauf, selbst zu schreiben: Briefe, Karten, Einkaufslisten. Sie interessiert sich für das Aussehen der Buchstaben, erkennt einzelne gelegentlich wieder und übt und übt. Auch wenn ich persönlich ihre Schrift noch nicht enziffern oder deuten kann (aber ich bin ja auch keine Graphologin), dürfte es


für das geschulte Auge große Unterschiede geben bei kindlichen Erstversuchen.

Nachdem E ihren Brief an den Nikolaus vollendet hatte, machte sich auch die kleine Z mit Begeisterung an die Arbeit (nach dem Motto: „Ich will alles was die große Schwester oder sonst irgendwer macht auch machen!„). E aber rief entsetzt aus:

„Das ist ja nur Baby Krixi-Kraxi! Das kann der Nikolaus nicht lesen!“

Zum Vergleich: links das Kuvert, das die 3 ½-jährige E gestaltet hat, rechts das „Krixi-Kraxi“ der 1 ½-jährigen Z

 

Da liegen offenbar Welten dazwischen, die dem mütterlichen Auge allerdings (noch?) verborgen bleiben. Aber was verstehe ich schon von Schrift[Bildern] oder gar [Schreib]Kunst?!