Scham hat eine große Macht,

sie macht dich klein und nichtig.

Erst höhlt sie dich aus, dann setzt sie sich fest,

alles andere ist nicht mehr wichtig.

 

Gesenkter Blick, aufsteigender Hass

auf alles und auf jeden,

wo immer du gehst, was immer du tust,

du hörst sie heimlich reden.

 

Hinter dem Lächeln ist nur noch Leid,

die Augen sind blind für das Jetzt,

für die tröstlichen Momente, die schönen.

Nach innen gewendet lebst du vor dich hin,

erlebst es wieder und wieder,

wie sie über dich lachen, wie sie dich verhöhnen.

 

Es heilt mit der Zeit

so heißt es gewöhnlich, auf dich trifft das nicht zu.

Jede Nacht plagt es dich erneut,

es quält dich ohne Ruh‘.

 

Erst schämst du dich, dann grämst du dich,

dann fasst du einen Plan.

In schlaflosen Nächten erscheint er perfekt.

Bei Tage betrachtet taugt er nichts mehr,

ein wirres Traumgebilde – bist du erst geweckt.

 

So geht es über Tage und Wochen.

Ein unbedachtes Wort, ein abschätziger Blick,

in dir drinnen ist etwas zerbrochen.

Ein leichtfertiger Witz, ein unfreundliches Kommentar,

Wie es ankommt? Die Schuld liegt nur beim Empfänger?

 

Eine Erschütterung so stark wie eine Lawine.

Alles gerät aus den Fugen,

nichts ist mehr auf Schiene.

 

Angst hat eine große Macht,

sie macht dich klein und nichtig.

Erst höhlt sie dich aus, dann setzt sie sich fest,

alles andere ist nicht mehr wichtig …