Regentage sind jene, an denen die Mitmenschen auf der Straße mit noch verdrießlicheren Mienen als sonst vorübereilen. Jeder starrt vor sich hin, auf den nassen Boden, um nicht in eine Pfütze zu steigen oder auf sein Smartphone, um Neues aus der Welt da draußen zu erfahren, die währenddessen blindlings an ihm vorüberzieht. Den Regenschirm halb vor’s Gesicht gezogen, einem Schild gleich.

Auch ich gehe mit gesenktem Blick und noch schnelleren Schrittes, wenn es regnet. Angepasst griesgrämig versuche ich die Straße zu überqueren. Bei der Haltestelle hoffe ich nur, dass ich nicht lange warten muss und dann auch noch einen akzeptablen (Sitz)Platz im Bus bekomme. Aber schon der Gedanke an die Warterei, das Gedränge beim Einsteigen und im Wageninneren lässt meine Laune sinken und versinken.

Und dann war da jener Tag, da lächelte mich plötzlich jemand an. Noch bevor ich zurücklächeln konnte, war die Person schon wieder aus meinem Blickfeld verschwunden.

Ein Lächeln.

Im Regen.

Was war das? dachte ich verwundert und lächelte wohl selbst ein wenig. Ich hob die Augen, und fing an, die Passanten, die mir entgegenkamen, anzusehen. Und siehe da! In dem einen oder anderen Gesicht war es wieder – ein Lächeln. Es gab sie also doch, die freundlichen Gesichter, auch an Regentagen.

Lächeln steckt an.

Mein Gemüt erhellte sich. Ich richtete mich mehr auf (die Worte meiner Mutter im Ohr: „Immer schön aufrecht! Achte auf deine Haltung!„), hielt den Schirm höher, um mehr sehen zu können – von der Welt rund um mich.

Der Weg, der unterwegs oft nur als zeitraubendes Hindernis vor dem Ziel wahrgenommen wird, war plötzlich ein bisschen schöner geworden für mich.

Ach ja, es war auch jener Tag, an dem ich beim Aussteigen aus dem Auto feststellte, dass der einzige Regenschutz den ich mitgenommen hatte, der Entchen-Schirm meiner Tochter war.

schirm-final