Wortgeflumselkritzelkram (mir fällt auf, dass ich diesen Namen leichter schreiben als aussprechen kann 😉 ) stellt jeden Montag in ihrer Rubrik „Heute lese ich …“ ein Buch vor. Ich folge dem Aufruf (gelegentlich) mitzumachen und möchte Euch teilhaben lassen an der großartigen Lektüre, die ich gerade vor mir habe. Schon beim ersten Lesen brannte es mir wirklich unter den Nägeln darüber zu schreiben, weil mir das Buch so gut gefallen hat.

Und es liegen da noch ein paar andere (vor)lesenswerte (Bilder)bücher auf meinem Tisch, und unter diesem am Boden und in den Kinderzimmern und im Wohnzimmer. Ja, ich weiß, es gibt ein Zauberwort: Aufräumen. Aber das Spielzeug und die Bücher finden ihren Weg schneller aus den Kisten und Regalen heraus als wieder hinein. Es ist wie ein Kampf gegen Windmühlen – aber das ist eigentlich Teil einer ganz andere Geschichte als jene, die ich heute erzählen möchte:

Glückstreffer

Vor kurzem waren wir in der Leihbücherei, um wieder einmal etwas Abwechslung in unser eigenes Sortiment an Bilderbüchern zu bringen.

E liebt Bücher. Sie kann die Geschichten gar nicht oft genug hören. Mir hingegen hängen gewisse Mädchen- und Tierabenteuer aber offen gesagt nach dem 100. Mal Vorlesen dann doch schon zum Halse heraus. Während E jedes falsch vorgelesene Wort sofort ausbessert, weil sie den Text bereits in- und auswendig kennt, quäle ich mich geistesabwesend durch die Seiten, weil ich mit jeder Wiederholung die Geschichte ein klein bisschen weniger mag – und sie noch immer nicht auswendig kenne. (Dagegen sträubt sich mein Erwachsenen-Ego bei manchen Kinderbüchern einfach zu sehr).

Nun haben wir aber einen wahren Schatz mit nach Hause gebracht:

Die kleine Fledermaus-Buchhändlerin

von Jakob Michael Perschy (einem österreichischen Schriftsteller) und Hans-Günther Döring (deutscher Autor und Illustrator), erschienen im Annette Betz Verlag 2009 (die „Bilderbücher-Sektion“ des Ueberreuterverlages).

Gleich vorab: Ich liebe dieses Buch und E ebenfalls. Die Geschichte ist entzückend, kurz und „mitreißend“ (auf dem Niveau von einfachen Kinderbüchern) erzählt und die Bilderbuchcharaktere haben auch wirklich Charakter! Das Ganze wird noch angereichert mit lustigen Details, die meiner 3-jährigen Tochter aber eher noch nicht erkennbar sein dürften. Sie ist aber auch nicht unbedingt eine Vertreterin des offiziellen Zielpublikums, das im Bereich 8 bis 10 Jahre liegen dürfte. Trotzdem möchte auch E das Buch wieder und wieder hören. Vielleicht gerade deshalb, weil es Dinge enthält, die so in ihren anderen Büchern noch nicht vorkamen.

Die Story

Die kleine Fledermaus Cölestine betreibt eine Buchhandlung. Sie kümmert sich um alles selbst, liebt (ihre) Bücher und kennt ihre Stammkunden so gut, dass sie jedem genau das Buch empfehlen kann, das ihm/ihr sofort zusagt.

Stinchen ist eine herzensgute Fledermaus, die selbst der jugendlichen Ines Igelchen nachsieht, dass diese nur zum Lesen vorbeikommt, statt auch einmal ein Buch zu kaufen. Die Geschichte spielt an einem verregneten Samstag. Man lernt ganz rasch Doktor Dachs, Gerda Eichhorn, den Verlagsvertreter Herrn Fuchs und den Fitness-Studiobetreiber Olaf Otter kennen. Der Höhepunkt der Geschichte ist eine Lesung von Stinchens Fledermausfreund und Dichter Dimitri.

Nachdem alle Gäste gegangen sind, ist Stinchen wieder scheinbar alleine in ihrer Buchhandlung. Doch nein, da ist ja noch der Pegasus. Eine wunderschöne Statue und ein sehr lebendiges Sinnbild für die Dichtkunst.

Mein Resümee

Das Zauberhafte an der Geschichte ist die Lebendigkeit mit welcher in wenigen Sätzen nicht nur die unterschiedlichen und durchaus witzigen Charaktere zum Leben erweckt werden, sondern auch der Zauber selbst, der von Büchern ausgehen kann. Dass Bücher ihre Leser in eine fantastische Welt entführen können, wird wunderbar anschaulich beschrieben.

Dieses Buch ist ein hervorragendes Beispiel für die Weisheit, welche die sympathische Fledermaus-Buchhändlerin so treffend formuliert:

„Immer wenn jemand seine Nase tief genug in ein Buch steckt, passieren die wundersamsten Dinge!“

Sehr junge Leser verstehen den Ebenenwechsel zwischen „realer“ Welt (sofern die Bilderbuchwelt mit vermenschlichten Tieren als real betrachtet werden kann) und Fantasie zwar noch nicht unbedingt, aber es tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Und die Bilder von Hans-Günther Döring sind ebenfalls ein Augenschmaus.

Als nächstes werde ich nach „Balthasar und die Bibliotheksfledermaus“ von J.M. Perschy Ausschau halten, in dem Cölestine offenbar erstmals in Erscheinung tritt.

Anekdötchen

Meiner Tochter gefiel besonders die Stelle, an der die Igel-Teenagerin verkündet, dass sie später gerne Buchhändlerin oder Bibliothekarin werden wolle.

Wieder und wieder fragte sie mich: „Wieso Bibliothekarin?“ Ich versuchte alle möglichen Erklärungsansätze: Liebe zu Büchern, Unterschied zur Buchhändlerin, Beruf wie andere auch, ungefähre Erklärung, was eine Bibliothek sei etc. Bis E dann irgendwann murmelte:

Ihre Eltern nennen sie dann auch immer Bibiote-Karin?