Neulich fiel mir ein Aushang an einer Schule auf, weil darin ein Seminar angepriesen wurde, dessen Inhalt mir völlig schleierhaft war.

Human-kreatives Seminar

stand da.

Human? Für Menschen sollte es wohl sein, da für Haustiere meines Wissens noch keine Schulpflicht eingeführt wurde. Bislang sind es auch zumeist Menschen, die Seminare abhalten.

Human im Sinne von milde, nachsichtig – also nicht zu streng in der Benotung? Oder gleich nur von den beliebtesten, freundlichsten Lehrern abgehalten, weil es ja auch vorkommen soll, dass die Person vorne am Lehrerpult eher eine Zumutung als eine Bereicherung für die Schüler ist?

Worauf bezieht sich bloß der kreative Teil? Auf die Art der Veranstaltung, den Inhalt, oder lediglich die Benennung des Seminars? Letztere ist es auf jeden Fall. Gewöhnlich weist ein Seminartitel doch auf den Inhalt hin, macht Lust auf … (was auch immer angekündigt wird). Hier aber wird man sozusagen im Regen stehen gelassen und muss erst ins Boot geholt werden, denn mit Intuition ist da nicht viel zu machen. Mir erschien es so, als ob man krampfhaft nach einer Bezeichnung gesucht hätte, welche auch der Vorliebe für Doppelnamen (Arabella-Augusta, Lea-Leonie, Justin-Julius etc.) gerecht wird, an die sich die jungen Menschen dank ihrer überkreativen Eltern bereits gewöhnt haben: Eine Bezeichnung mit Klang, die gleichzeitig nichtssagend ist.

Kann das Rätsel der Bedeutung mittels indirektem Beweis gelöst werden? Zunächst finde man das Gegenteil des Begriffs human-kreativ. Vielleicht „animalisch-einfallslos“ oder „bösartig-langweilig“? Nein, letzteres trifft auf so manches Seminar aus beliebigem Fachbereich zu. Auf diese Weise kann ich mich der Sache thematisch auch nicht nähern.

Eine kurze Internetrecherche später, wusste ich dann, dass die Wortkreation kein witziger, aber wenig aussagekräftiger Einfall dieser speziellen Schule war, sondern der Name eines Pflichtgegenstandes in Österreich für den Schultyp „Polytechnische Schule“. Im Lehrplan heißt es dazu:

human-kreativ.JPG
Aus dem Lehrplan, Quelle: RIS

Ein bisschen Persönlichkeitsbildung und Kommunikationstheorie, ein bisschen Jus, ein bisschen Psychologie und Soziologie und das ganze garniert mit Werbung, Telefonieren und Kosmetik. Wow! Wenn das nicht interdisziplinär ist! Junge Menschen können bei so einem Sammelsurium an Inhalten vielleicht wirklich das eine oder andere für’s Leben mitnehmen. Es wäre zu hoffen.

Human-kreativ ist für mich jedenfalls das besondere Wort des Monats August.

Wobei polytechnisch und polymorph sicherlich auch eine Betrachtung Wert gewesen wären.


Über welche besonderen Worte seid ihr diesen Sommer gestolpert, die euch erstaunt, besonders erfreut, erschreckt oder länger beschäftigt haben?