Da ich vor kurzem meinen 100. Beitrag auf wordpress feiern durfte, aber das Jubiläum eigentlich verschlafen und dann auch noch vergeigt habe (dazu bald mehr), heute ein zur runden Zahl passendes Gedicht aus meiner „frühen Blogger-Schaffensperiode“:
Einhundert Worte – Die Weggabelung
Ich fühle mich getrieben, was auch immer ich mache,
bin völlig erschöpft, selbst dann, wenn ich lache.
Inmitten der Menschen, bleibe ich ganz allein.
Ich frage mich selbst: „Wer will ich denn sein?“
Weshalb geh‘ ich nicht fort, warum bin ich noch hier?
Doch bin ich erst weg, was bliebe übrig von mir?
Alte Fotos, meine Kleider – ich lasse alles zurück,
Vorhang auf für das Finale, des Lebens letztes Stück.
Entsteht eine Lücke? Wir belügen uns gerne.
Ersetzbar sind alle, ich bin längst in der Ferne.
Langsam, ganz langsam, die Erinnerung verblaßt,
die Gewissheit tröstet, ich habe nichts mehr verpasst.
Ursprünglich als Einhundert Worte – Die Weggabelung am 2. Jänner 2016 veröffentlicht.
Deine Gedichte sind immer so schön.
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Vielen Dank!
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Wow, das nenne ich mal Synästhesie. Ich habe gerade so viele Bilder vor Augen und kann dieses Gefühl aus dem Gedicht nahezu hautnah spüren.
Darf ich fragen, was Dich zu dem Gedicht inspiriert hat?
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Also, ähm, meine Lyrik Ghost-Reiterin macht leider schon Feierabend und mein Gedächtnis reicht meistens nicht weiter zurück als – sagen wir – die letzten 12 bis 24 Stunden 😉 aber ich will es einmal versuchen:
In schwierigeren, kräftezerrenden Phasen des Lebens stelle ich mir gelegentlich die Frage, ob z.B. ein Davonlaufen Probleme lösen oder schaffen würde und ob eine Leere des eigenen Platzes in der Welt tatsächlich letztere zum Einsturz brächte (für andere? für mich?). Oder auch, ob ich meinem Schicksal, es passiv ertragend, Erwartungen anderer (!) erfüllend, wirklich ausgeliefert bin oder doch vielmehr meines eigenen Glückes Schmied.
Man könnte auch sagen, die ehemals jugendlichen Versuche der Selbstfindung sind nahtlos in Momente der Midlife-Crisis übergegangen 🙂
Und da solche Gedanken als Prosa recht umständlich und ausufernd zu formulieren sind, überlasse ich es lieber meinem Reime-Alter!Ego 😉
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Toll, wenn Du in solchen Phasen dann noch Kraft/Ruhe/Zeit/… für solche wunderschönen, aussagekräftigen Gedichte findest! 🙂
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Du hast der Sinnsuche Schönheit gegeben.
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Vielen Dank für das Kompliment!
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