Vor vielen, vielen Jahren gab es im Fernsehen die Ratesendung Dingsda, in der Prominente Begriffe zu erraten versuchten, welche von Kindern umschrieben wurden. Das war schon manchmal recht amüsant. Mittlerweile gibt es diese Sendung zwar nicht mehr, aber zum Glück habe ich nun ja selbst eine knapp 3-jährige im Haus, deren Redefluß nur durch die Notwendigkeit des Schlafens (nicht des Essens¹ oder Luftholens) unterbrochen wird.

E interessiert sich derzeit für alle Begriffe, die sie noch nicht kennt, wodurch wir doch recht gefordert sind den lieben langen Tag über. „Was heißt …?“ und „Was ist ein/eine…?“ sind  momentan die Standardfragen wenn vorgelesen wird, besonders aber dann, wenn mein Mann und ich ein Gespräch miteinander führen wollen, welches im Normalfall recht schnell unter den vielen Zwischenrufen und -fragen unserer Tochter versiegt und mir erst Stunden später wieder in den Sinn kommt, wenn bereits alle schlafen. Im Geiste versuche ich dann aus den im Gedächtnis hängengebliebenen Fragmenten zu eruieren, was mein Mann mir eigentlich mitteilen wollte, breche den Versuch schließlich erfolglos ab und nehme mir vor, ihn am nächsten Morgen beim Frühstück danach zu fragen. Der Erfolg dieses Vorhabens tendiert gewöhlich ebenfalls gegen Null.

Aber zurück zum fröhlichen Begriffe-Raten mit Kindern: Neulich beim Abholen aus dem Kindergarten meinte E wissend, während wir zum Auto gingen:

„Unser Auto hat einen bu… [kurze Pause, leichter Zweifel] abu…“.

Das letzte Wort hatte ich nicht verstanden, also fragte ich nach und E wiederholte brav:

„Unser Auto hat einen ….[längere Pause, angestrengtes Nachdenken] bu…“

Ich grübelte, was sie meinen könnte. Erst vor kurzem war das Auto in der Werkstatt gewesen, da die Rücklichter ausgefallen waren. Das hatte sie sehr interessiert und war immer wieder ein Thema gewesen. Ich vermutete also, dass es irgendetwas in dieser Richtung sein müsste, aber mir fiel einfach kein passendes Wort ein. Aufmunternd und neugierig geworden sagte ich zu ihr:

„Kannst du es bitte noch einmal sagen, ich habe dich nicht verstanden.“

E versuchte es also erneut für das sonst scheinbar allwissende Lexikon namens Mama:

„Unser Auto hat einen …[sehr lange Pause, Resignation]

Kannst du den Satz bitte für mich zu Ende sagen, Mama?“

Die eben nicht allwissende Mama konnte es leider nicht.


Das Rätsel wurde erst ein paar Tage später durch meinen Mann gelöst, der E nochmals den äußerlichen Unterschied zwischen Elektro- und Dieselautos erklärte . Das gesuchte Wort war natürlich – wer hat es schon erraten? – der Auspuff.


¹ Während E selbst beim Essen fast ununterbrochen redet, legt sie doch Wert auf manche der ihr erklärten Tischmanieren und maßregelt mich (!) des öfteren, wenn ich es mir erlaube, mit vollem Munde zu  sprechen. Natürlich tue ich das nur, weil gerade ein rasches verbales Eingreifen bei Tisch vonnöten ist und keinen Aufschub duldet („Paß auf, das Baby hat dein Messer geschnappt!“, „Nicht den Teller runter werfen!“) und zugegebenermaßen auch manchmal, weil ich ja sonst gar nie zu Wort käme. Ab und zu scheint mir aber auch, laufe ich in absichtlich aufgestellte Fallen: Kaum schicke ich mich arglos an, eine der vielen Fragen meiner Tochter, mit denen sie uns während den Mahlzeiten eindeckt, unverzüglich zu beantworten bevor ich wieder durch hundert andere Dinge abgelenkt werde, höre ich schon ein lachendes „Mit vollem Munde spricht man nicht, Mama!